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Kleine Mitteilangen.
Mein Vetter bemerkte nämlich: „Jetzt haben wir cs gleich geschafft, da liegt ja schon das alte Dorf.“
Damit wies er auf einen breiten, gerundeten Hügel vor uns. Ich besah mir den Hügel nun näher und fand die schönste wendische Dorfanlage. Mitten im Bruch eine erhöhte Rundung, noch gekrönt durch den alten Kirchhof des Dorfes, sonst beackert. Man kann wohl — ohne in den Verdacht zu kommen, Phantast zu sein, — ruhig aus dem Vorhergesagten folgern, dass die Wendenniederlassungen durch Deutsche wohl zerstört, die Dörfer aber später durch Landescingeborene wieder aufgebaut worden sind, wenn auch nach der Bauweise der neuen Herren, der Deutschen. Beweis: die alten Namen. Aber ausserdem drängte sieh mir die Frage auf, wo blieben die Bewohner, wenn plötzlich eine Feindesschaar heranbrach sengend, plündernd und mordend. Ich denke, dann stürzte Jung und Alt mit dem wertvollsten Besitz in die Kähne und rettete sich nach der im Brückenthinsee verborgen liegenden Insel. Eine fahrbare Verbindung mit anderen Wasserstrassen be- sassen oder besitzen weder Dabelow- noch Brückenthinsee. Wer den geflüchteten Bewohnern nachsetzen wollte, musste an Ort und Stelle erst Kähne oder Flösse bauen, oder solche von benachbarten Seeen auf Wagen nach- kommen lassen. Auf jeden Fall erfreuten sich die Insulaner einer gewissen Sicherheit und konnten den Abzug der Bedränger ruhig abwarten oder, wenn der Feind wirklich so tollkühn war, einen Angriff mit Kähnen zu wagen, dann konnten sie von ihrem steilen Wall die Stürmenden mit Leichtigkeit in den tiefen See stürzen. Ausserdem war es ihnen, das heisst den Inselbewohnern unbenommen, an allen ihnen genehmen Punkten der Seeen Brückenthin und Dabelow bewaffnete Mannschaft zu landen, um den Bedrängern möglichst vielen Schaden zuzufügen. Die Insel war jedenfalls gross genug, um ein Heiligtum zu tragen, sowie den gesammten Umwohnern mit ihrer Habe Obdach und Schutz zu gewähren.
Es dürfte von Interesse sein, die alten Doifstellen im allgemeinen festzustellen und die Oberfläche derselben zu untersuchen. Eine eingehendere Untersuchung der Insel, dieselbe führt übrigens keinen Eigennamen, dürfte Ergebnisse nicht liefern, weil der Pflug und Spaten der Beackerer alles'zerstört und. die wesentlichsten Stücke, die über frühere Besiedelung, Baulichkeiten u. s. w. Auskunft geben könnten, sich aut dem ehemaligen Seegrund unter der jetzigen Wiese befinden dürften.
Somit bin ich auch nicht in der Lage, bessere Beweismittel für meine Annahme, die Insel sei das alte Rethra, beizubringen. H. Maurer.
Märkischer Honig. Der märkische Honig darf nicht vergessen werden, wenn von den gastronomischen Erzeugnissen unserer Heimat die Rede sein soll. Die Mark ist in W ahrheit ein Land, „darinnen Honig fliesst“. Ihre weiten Haiden bieten (und boten einst noch mehr) den Bienen Nahrung in Hülle und Fülle. Schon die Wenden heimsten den Honig der zahllosen wilden Bienenschwärme ein, und brauten aus ihm ihren köstlichen Nationaltrank: den Meth oder Honigwein. Im Mittelalter ersetzte der Honig den damals noch unbekannten Zucker, auch brauchte die katholische Kirche Unmengen von Wachs. Grund genug, die Bienenzucht weiter zu kultivieren.