Heft 
(1898) 7
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Bücherschau.

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Bücherschau.

P. Ascherson und P. Graebener. Flora des nordostdeutschen Flach­landes (ausser Ostpreussen). Berlin, Verlag von Gebrüder Bornträger, 1898.

Diese Publikation, von der die erste, etwa bis zur Hälfte der Cyperaceen reichende Lieferung soeben erschienen ist, darf als zweite Auf­lage von Professor Aschersons rühmlichst bekannter Flora der Provinz Brandenburg gelten.

Jemebr unsre lieben einheimischen Pflanzen in Wald und Busch sich mindern, um so stärker scheint die Neigung, sich mit ihrem Studium litterarisch zu beschäftigen, zuzunehmen. Vorliegende Flora dürfte hauptsächlich dem Be­dürfnis entsprossen sein, in Erwägung fortwährend sich ändernder Terrain- verhältnisse und daraus resultierender Verschiebungen von deren vegetativer Decke, ein der Jetztzeit vollkommen entsprechendes Inventar des heimischen Pflanzenbestandes zu geben, indem man dabei weit über bisher innegehaltene Grenzlinien hinausgreift. Mecklenburg und Pommern, Posen und West- preussen sind es insbesondere, die dergestalt Berücksichtigung finden mussten.

Soweit unser Wissen von der Entstehungsgeschichte dieses Buches reicht, hat der strebsame Dr. Paul Graebener, bekannt durch sein gründliches Studium unserer Heideformation die zur Herstellung erforderliche mehr konkrete Arbeit grossenteils allein übernommen, Professor Ascherson da­gegen als Äquivalent seine gereifte, nicht hoch genug anzuschlagende Er­fahrung in weitgreifendem Maasse geltend gemacht.

Beide Autoren wollen es sich nicht versagen, der Modernität des fin de siöcle entsprechend, viel bisher in der Floristik Althergebrachtes über Bord zu werfen. So haben sie auf Standorte, Autor- und Findernamen und Synonymie weniger Wert, als sonst üblich, gelegt, so die Klarstellung der Species durch Schaffen des Begriffs von Gesammt- und Unterart in ein ab­weichendes Licht gerückt. Die Pflanzenfamilien gehorchen hier einer anderen Marschordnung als der uns bisher vertrauten Jussieu-Decandolleschen. Nach zwei oder drei Lustren wird auch jene wieder gewechselt haben.

Hinsichtlich der Nomenklatur walten im Texte allermodernste Be­strebungen vor. Vielen mag dies gefallen, anderen vielleicht nicht. Beispiels­weise werden Benennungen wie Larix Larix und Scolopendrium Scolopendrium nicht nach jedermanns Geschmack und Thya statt des allgemein mund­gerechten wohlklingenden Thuya*) schwerlich der Einbürgerung sicher sein;

*) Man pflegt sonst Bücheranzeigen nicht mit Fussnoten zu belasten, mir jedoch sei eine solche hier ausnahmsweis gestattet und zwar im Interesse unserer baumfreundlichen Heimatskundigen. Wenn loco citato pag. 41 gesagt wird, Thuya occidentalis oder meinetwegen Thya occidentalis, finde sich besonders auf Friedhöfen als Symbol der Unsterblichkeit und als Ersatz für die klassische Cypresse angepflanzt, so bedarf dieser Satz, meines Wissens, einer Einschränkung. Der Lebenshaum, wenigstens der Berliner Kirchhöfe ist der Gesammtheit nach, immer Thuya orientalis, also nicht der amerikanische, sondern der morgenländische. Sein auch im Winter frischeres Grün und der praktische Vorzug, dass Leidtragende gerade ihn stets