236
7. (5. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
dieser Ansicht, als er die Kirche in Buch mit drei übereinandergestellten Gartenpavillons und ihren Turm mit einer Butterglocke verglich (Wanderungen durch die Mark. 1892, IV, 170). Ihm, dein schlichten, einfachen Märker, sagte dieser Prunk in einem bescheidenen Dörflein nicht zu, eine alte Feldsteinkirche wäre ihm lieber gewesen, und er hatte so unrecht nicht, das ehemalige Steinkirchlein, auf dessen Fundamenten das heutige Gotteshaus errichtet ist, wird besser in die ganze Umgebung hineingepasst haben. Das jetzige Bauwerk wirkt trotz seines Prunkes fremd und kalt, immerhin ist es aber eine „schöne Kirche“, wie schon der alte Nikolai in seiner „Beschreibung von Berlin und Potsdam“ (III, 1089) das Gotteshaus nennt. „Für das sinnige Gemüt, so äusserte sich Pfarrer Gareis, liegt eine tiefe Symbolik in dem Äusseren der Kirche. Das mächtige Portal mit den griechischen Säulen deutet auf das antike Heidentum; darüber das Vestibulum mit dem dreieckigen Feld und dem alttestamentliehen Gottesnamen in hebräischen Buchstaben*) erinnert an den alten Bund und die nach oben sich verjüngenden Säulenetagen, die die Glocken umgeben, endigen in der Sonne, dem Symbol des Lichts der Welt, das in Christo aufgegangen ist: das Ganze stellt also eine Geschichte der Gotteserkenntnis im Lapidarstil dar.“ Über dem Südeingang der Kirche befindet sich eine Tafel mit folgender Inschrift:
Sit Nomen Domini Benedictum.
Anno 1731 inchoatum Anno 1736 consumatum et inauguratum Anno 1891 restauratum.
Das Innere der Kirche ist hell und geräumig und im Gegensatz zu der prunkvollen Gestaltung des Äusseren einfach zu nehmen, nur die hohe Kuppel, die Eichenschnitzereien der Kanzel, des Altars und der Herrschaftsempore und ein Marmorepitaph an der Ostseite verleihen dem Kirchenraum eine gewisse feierliche Vornehmheit. Die Kuppel ist mit farbigen Darstellungen des alten und neuen Testaments geschmückt: an der Westseite ein Moses mit Gesetztafeln, an der Ostseite eine weibliche Gestalt mit dem Evangelienbuch**). Kanzel und Altar sind aus
*) Die hebräischen Buchstaben rufen häufig bei Berliner Ausflüglem die Meinung hervor, die Kirche sei ein jüdischer Tempel und Buch eine jüdische Gemeinde (cf. Gareis in Mitteil. d. Vereins f. d. Gesch. Berlins, 1894, S. 68.)
**) Pfarrer Gareis hat anlässlich der Restaurierung der Kirche i. J. 1891 Gelegenheit genommen, sowohl die falsche Schreibart des IX. und X. Gebots auf den Gesetzestafeln richtig stellen, als auch das Buch auf dem andern Gemälde mit der Bezeichnung „Evangelium“ versehen zu lassen. Veranlassung zu der letzteren Änderung gab ihm die irrtümliche Auffassung der weiblichen Gestalt, welche vielfach, so auch von Fontane (a. a. O.), als büssende Magdalena angesehen wurde, während sie eine Personification des Evangeliums ist.