Heft 
(1898) 7
Seite
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Fragekasten.

Fragekasten.

F. W. Was bedeutet der AusdruckBerliner Felleisen'! * 1 Dem Unterzeichneten ist nur bekannt, dassBerliner Felleisen, platt­deutschBerliner Fellisen, ein bereits im 18. Jahrhundert in Schwedisch- Pommera, Rügen und Mecklenburg, vermutlich auch in den angrenzenden Teilen der Mark Brandenburg vorkommender Ausdruck für eine aus Leder in Form eines Cylinders bestehende Art von Mantelsaek ist, in welchen u. A. auch die Dienstboten ihr Zeug, ihre Wüsche und ihr bischen sonstige Ilabselig- keiten steckten und den sie in der Umzugszeit (Treckeltid, Bisseltid) unter dem Arm zu tragen pflegten. Wahrscheinlich sind diese Felleisen, die man jetzt noch hierorts bei Schiffern und Ilolzflössem sieht*}, z. B. wenn sie vom Lehrter Ilauptbahnhof auf die Stadtbahn oder umgekehrt übergehen, in Berlin zuerst gefertigt oder doch von hier aus vertrieben worden. Diese Berliner Felleisen haben noch zwei andere auf den ersten Blick seltsam klingende Namen: Dinsbündsel (Dinsbünzel) und Dins- fiirken. Zufolge J. C. Dähnert: Plattdeutsches Wörterbuch nach der Pommerschen und Rügischen Mundart (Stralsund, 1781, 4. vgl. auch Dr. Karl Schiller: Zum Tier- und Kräuterbuche des mecklen­burgischen Volkes. 2. lieft. Schwerin 1861 S. 7) bedeutet in jenen beiden WörternDins eine Abkürzung fürDionysius, einen der vierzehn Nothelfer; der Tag, welcher im Kalender diesen Namen hat, galt als die Zeit des Umziehens des Gesindes und Dienstvolkes auf dem Lande. Alsdann traten jene Felleisen besonders in Kraft. Bündsel bedeutet etwas zusammen Gebundenes;FArken bedeutetFerkel; warum man die Berliner Felleisen auchDionysius-Ferkel (Dins-FArken) nannte, vermag ich nicht zu sagen: ob wegen der Form des Bündels oder weil die Hülle vielleicht mitunter aus Schweinsleder war oder weil der Inhalt des Felleisens nicht immer sehr sauber sein mochte? Jede weitere Aufklärung wird mit Dank angenommen werden. E. Fr.

*) Diese Leute pflegen dgl. Felleisen, deren Inhalt oft sehr schwer ist, in Riemen, so wie man Botanisir-Trommeln trägt, über der einen Schulter zu tragen. Auch die Form erinnert an Botanisir-Trommeln allerdings in sehr vergrössertem Massstab (bis

1 m lang), die Felleisen zeigen sich entweder aus geschabtem Leder oder aus Kalbs­leder, an welchem die Haare erhalten sind, sehr dauerhaft und wetterfest gefertigt. Mitunter scheinen sie uralt zu sein.

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei, Berlin, Bernburgerstrasse 14.