Heft 
(1898) 7
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14. (6. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjaiires.

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niederschlagen sollte. Warme Quellen, die ihn etwa aus dem Innern der Erde heraustlirdern und absetzen sollten, sind nicht zu vermuten, und man müsste deren an allen Stellen annehmen, wo sich dieser Kalk befindet. Es zeigt sich davon gar nichts, und man wird diesen Gedanken von vornherein von der Hand weisen müssen. Zwar ist der Boden des Sees, wie wir gesehen haben, kalkig, und zwar durch einen Mergel, der wahrscheinlich den tertiären Formationen angehört. Das Material für den Kalk w r äre sonach vorhanden und man brauchte nur anzunehmen, das Wasser löse diesen Kalk auf, und setze ihn dann in fester Gestalt wieder ab. Wodurch löset aber das Wasser diesen Kalk in so reichlicher Menge auf, und lässt ihn doch nachher wieder fallen? Ausserdem ist in der That kein mechanisches Niederfallen da, wie wir gezeigt haben. Nehmen wir das Vorhandensein eines elektrischen polaren Gegensatzes im Kalke an, so würde sich die Ausscheidung aus dem Wasser erklären, seine vorhergegangene Auflösung aber bleibt noch unerklärt. Auch hier tappen wir noch im Finstern, und nur eine sorgfältige und sinnige Beobachtung der Natur kann uns den Schlüssel zu diesem Geheimnisse und Licht verschaffen. AVer aber hat Zeit und Gelegenheit auf die Beobachtung eines solchen Lagers hinreichenden Fleiss und Mühe zu verwenden? Für jetzt muss das Faktum genügen, denn selbst dies war gänzlich unbekannt.

Übrigens ist nur der Grund des Sees, südlich von Saarow, auf eine nicht grosse Entfernung mergelig. Die nördliche Bucht der Landzunge be­steht aus Humus, der übrige Teil des Seegrundes aus grobem Mauersand, soweit ich ihn untersucht habe. Möglich ist es jedoch, dass er noch mehrere mergelige Stellen hat, und dass selbst die Kalksteine noch an anderen Stellen Vorkommen, die übrigens in ihrem ganzen Ansehen sehr an Travertin erinnern.*)

Es ist diesen genauen, für ihre Zeit vortrefflichen Schilderungen unseres hochverdienten und noch lange nicht genug gewürdigten Alt­meisters brandenburgischer Forschung, Friedrich von Klödens, meinerseits nur weniges hinzuzufügen.

Zunächst wurde der Befund des Grossen Werl durch Aufgrabungen an verschiedenen Stellen festgestellt. Die anwesenden Fischer sowie die sonstigen Dorfbewohner, welche wir befragten, wussten von dem "Vor­handensein eines Kalklagers nichts. Nur eine alte Frau entsann sich, dass man vom Grossen Werl früher Kalksteine geholt habe. Für das geübte Auge ist es ersichtlich, dass die oberen Schichten des grossen Werl, welche die eigentlichen festen Kalklager enthielten, abgegraben und ausgebeutet worden sind. Wir bemerkten deshalb nur geringe harte

*) DerTravertino von Tivoli bei Rom bedarf Moose und Algen zu seiner Bildung. Ferd. Cohn: Ueber die Entstehung des Travertin in den Wasser­fällen von Tivoli (Neues Jahrb. f. Miner. 1864 S. 580 flg.). Die Bezeichnung Tr. ist dann für andere, meist ähnlich entstandene schalig faserige und dichte, poröse, oftmals als Bausteine verwendete Kalkabsätze gebraucht. Die erste gute Beschreibung des Tr. giebt L. v. Buch in seinen Geognost. Beobachtungen auf seiner i. J. 1799 nach Italien unternommenen Reise, Rom 1899, Bd. II. S. 21 flg E. Fr.

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