Heft 
(1898) 7
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14. (5. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

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welche Quellmoos, oft sogar noch lebendes mit allem darin hausenden Getier, als Schnecken u. dgl., mit Kalksinter u. dgl. überziehen. Wenn das Produkt den Werl-Kalktuffen auch äusserlich sehr ähnelt, so ist der letzteren Entstehung doch eine andere.

Das Kalkmaterial ist zunächst am Scharmützelsee in der Hauptsache wohl als diluvialen Ursprungs anzusehen, denn die zum Tertiär gehörigen glimmerhaltigen Hraunkohlensande, welche zum Teil am, zum Teil im Wasser ansteheu, sind kalkfrei. Der Kalk ist durch Auslaugung des Moränenschuttes, wie auch Dr. Zache annimmt, in den See gelangt. Es hat sich in den flacheren und ruhigeren Teilen des Sees bei den zwei Werl-Eilanden vorzugsweise niedergeschlagen und dort eine kalkholde Flora gebildet, wozu unter den kryptogamisehen Gewächsen vor allem die er-

Kalktuff (Travertino, tofus Plin, hist. nat. 36. 48) ein grauer, poröser, erdiger diluvialer Kalk, secund. Prod. der Kalkgebirge in deren Thalsohlen und Quellenab­hängen er sich absetzt. In der schwäbischen Alp ist er öfter nichts als lebendig be­grabenes Moos, daher das Zackige und unregelmässig Löchrige. Feucht lässt er sich sägen (dentata scrra secatur) und liefert unter Dach (sub tecto dumtaxat) ein leichtes festes und trocknes Baumaterial. Der römische, der zum Bau der Peterskirche diente, wird durch Verwitterung rötlich, was den Denkmälern desAltertums den Charakter der Majestät mitteilt. Auch Osteocolla (Beinbruch) meist Pflanzenwurzeln, die im tiefen Mergel oder Sandgrunde verfault erdigen Kalk aufgesogen haben, möge man hier vergleichen. Spielte früher in den Offizinen eine Rolle.

Handbuch d. Mineralogie von Fr. Aug. Quenstedt. Tübingen 1877.

Poröser Kalkstein, Kalktuff, Travertin, Duckstein, Beinbrech, Alben, Limnocalcit, Süsswasserkalk,rein erdig bis fast dicht oder porös; blasig, schwammig, röhrenförmig, schalig, gelblich grau oder bräunlich, fest oder zerreiblich; bildet Ablagerungen aus Wasser, welches viel doppelt kohlens. Kalk enthält, auch in der Steinkohlenfonnation. Kieselkalk, von Kieselsäure durchdrungene Kalkerde, weiss oder weissgrau, weich oder fest, funkengebend, oft mit Quarz-, Chalcedon-, Hornstein­ausscheidungen, im Eocän, Muschelkalk, Jura und Kreide.

Chem. Handwörterbuch v. Dr. O. Dämmer. Berlin 1870.

Kalktuff, Ablagerungen von Kalk, der ziemlich frei von fremden Beimengungen ist, bildet sich noch jetzt. Meist ungeschichtet, teils locker, porös erdig; teils dicht, in dichten Kalkstein übergehend. Der Duckstein und Travertin gehören hierher. Kalksinter heisst der Kalkstein von ganz ähnlichem Ursprung, wenn die Ablagerungen krystallinische Teilchen (Kalkspath oder Arragonit) gebildet haben, die sich rinden­artig übereinander gelagert haben, oft Säulen bilden (Tropfstein).

Lehrb. d. Chem. Technologie von Dr. F. Knapp. Braunschweig 1847.

Hippolyt J. Haas, Dr. phil. u. Prof. a. d. Universität Kiel, Quellenkunde, Lpz. 1895 giebt in der Beilage No. 2Absätze von Kalksintern, Kalktuffen und Kiesel­sintern u. s. f. durch Quellen eine lehrreiche Darstellung des Entstehens und der Ausgestaltung derartiger Niederschläge, wobei namentlich die Mitwirkung pflanzlicher Organismen hervorgehoben wird.