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17. (11. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
druck gebrachte Geschosse. Das unterste, nahezu ebenerdige ist als kräftig gerpiaderter Gebäudesockel ausgebildet; darüber lagert in leichterein Quaderbau das untere Ilauptgeschoss mit rundbogig in Knstica geschlossenen Fensteröffnungen, und oberhalb eines nur massig stark ausladenden Gurtgesiinses setzt das obere Hauptgeschoss mit seinen mächtigen giebelüberdeckten Palastfenstern auf, dessen hohe Obermauer, im Wesentlichen glatt belassen, nur durch eine Keilte kleiner, dem Dachgeschoss ungehöriger Lichtöffnungen durchbrochen wird.
Als das eigentliche Schmuckstück der Front ist der stark vorgezogene Mittelbau ausgebildet. Zwischen breiten, von bekrönenden Aufbauten überragten Eckpfeilern öffnet sich, von sechs kräftigen korinthischen Säulen getragen, im Obergeschoss die Halle des grossen, auch für festliche Veranstaltungen bestimmten Fraktionssitzungssaales. Die Wandflächen über den rundbogigen Saalfenstern sind mit Ornament in starkem Relief ausgefüllt, dem die Wappen der preussischen Provinzen eingefügt sind. An bevorzugterer Stelle, in den nur wenig eingetieften Mittelteilen der Oberwand der beiden Eckpfeiler, sind, von heraldischen Löwen gehalten, zur Linken das preussische Königswappen und zur Rechten, ein Hinweis auf die Erbauungszeit des Hauses, das Wappen der Königin Auguste Victoria angebracht. Als mittleres Gegenstück zu diesen beiden besonders betonten Darstellungen ragt über der Attika des Gebäudes das preussische Staatswappen auf, gestützt von männlichen Wappenhaltern und von der Königskrone beschattet. Erheblich höher noch sind die Bekrönungen über den beiden Eckpfeilern des Mittelbaues entwickelt. Hier thronen zwei allegorische weibliche Gestalten, die dem Beschauer verkünden, dass sich die Arbeiten in diesem Hause unter dem Schutz des Rechts und des Gesetzes vollziehen. Zwischen diesen Bekrönungen und dem Staatswappen endlich haben auf dem Brüstungsgeländer vier stehende weibliche Figuren: der Ackerbau, der Handel, die Gelehrsamkeit und die Kunst, Platz gefunden. Der gesamte Bildwerkschmuck der oberen Front ist nach Modellen des Professors Otto Lessing' ausgeführt. Erwähnt sei noch, dass die vier auf den Hauptecken des jVorderbaues aufgestellten grossen Schalen dazu bestimmt sind, bei Festbeleuchtungen als Flammenbecken zu dienen.
Wir steigen nun die inmitten der Auffahrtsrampe belegene Freitreppe hinauf,5werfen noch einen Blick auf die beiden Lichtträger, die, in Form von Obelisken mit figürlichem Bronzeschmuck ebenfalls nach Modellen Leasings ausgeführt, die Auffahrt beleuchten und wenden uns dem Haupteingang zu, der sich inmitten der Front mit drei weiten, reich geschmiedeten Pforten öffnet. Auf den vom Bildhauer Wenck ge- meisselten Schlusssteinen der Thiirbogen finden wir in der Mitte die Wehrkraft, zu Seiten die Landwirtschaft und die Industrie verkörpert als diejenigen Haupterwerbszweige, die des starken Schutzes jener am