Heft 
(1905) 14
Seite
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j 18 Der Grabfund von Seddin als Schlüssel zum Verständnis der Sprache Europas.

Die ersten Anfänge den gleichen Weg der Lichteligion zu betreten, zeigt der berühmte Brief an Admiral Ilollmann.

Anfänge sind es, aber auch denen konnten die hochgelehrten Herren nicht folgen, die weder das Wortdeutsch nochGott verstanden.

Was heißt Preußen.

Ich habe Ihnen hier eben einige Worte gesagt, die etwas ernster sind als Fichtes Reden au die deutsche Natio/i.

Ich will Ihnen jetzt noch ein bischen näher kommen und Ihnen zeigen, welche ethischen und politischen Verpflichtungen Sie Sich aufer­legen, wenn Sie singenIch bin ein Preuße* usw. Was Sie damit sagen, vermögen Sie erst zu ermessen, wenn Sie das Wort verstanden haben, richtig verstanden ein stolzes Ehrenwort. Im deutschen Reich gilt es nicht dafür im Gegenteil, es ist ein Schimpfwort. MitMalefiz oderSau verbunden, habe ich es vielfach in Sachsen, Bayern, Württem­berg und Baden gehört. Iu Sachsen und Thüringen verbindet man es mit Laus. In Mecklenburg-Schwerin ist ein Preuße gleichbedeutend mit Herumtreiber, Vagabund oder Strolch. Und wie steht es denn iu der Monarchie Preußen selber? Im Rheinland und Westfalen ist das Wort verhaßt und nirgends beliebt, in Hannover desgleichen. Die Provinz Sachsen spricht ebenso wie das Königreich und die thüringischen Lande vonLausepreußen, nur ist der Begriff auf unbeliebte Leute aus den östlichen Provinzen beschränkt. Sachlich ist er motiviert, denn die Bewohner dieser Gegenden sind vielfach mit diesem Ungeziefer behaftet besonders die Polen, die zur Erhöhung dieses Mißkredites beitragen. Pommern denkt ähnlich, namentlich Vorpommern. Und wie denken denn die Brandenburger? Das zu eruieren, will ich Ihnen überlassen, soweit ihre Grenze läuft, was die echten Brandenburger im mecklenburgischen Anteil der Mark sagen und denken, das habe ich mit Ekel und Überdruß bei der Durchsicht der Strafakten des Rostocker Oberlandesgerichtes und der Amtsgerichte von Mirow, Neubrandenburg, Friedland, Altstrelitz und Fürstenberg gesehen und zur Einstampfung kondemniert. Der unehr­barste Ausdruck mit dem sich schimpfende Weiber belegen können mit Preußen komponiert, führt unweigerlich zu Körperverletzungen, denn so schwer will sich kein Weib beschimpfen lassen. Die einfache Be­zeichnungPreuße ist von den Gerichten als strafbare Beleidigung abgeurteilt. Mögen diese Zeiten der Vergessenheit anheimfallen. Seit den achtziger Jahren hört diese Häßliche Erscheinung auf.

Nur eines will ich noch hinzufügen, weil niemand außer mir das Beweismaterial kennt bezw. kennen gelernt hat.

Die Monarchie, d. h. ihre Könige und Minister tragen hier keine Schuld. Selbst Friedrich der Große, zu dessen Zeiten sich die Armeen,