Heft 
(1905) 14
Seite
119
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Der Grabfund von Seddin als Schlüssel zum Verständnis der Sprache Europas. 119

wie ja noch viel später die königliche Flotte von England, sich durch Menschenraub rekrutieren mußten, ist dem kleinen Staate Mecklenburg- Strelitz ein besserer Freund gewesen als Mecklenburg-Schwerin. Der Volkshaß, der sich unter den echten Brandenburgern noch heute, nament­lich an den fischreichen Gewässern zeigt, ist lediglich das Werk eines, hessischen Kondottiere aus dem XVI. Jahrhundert und seines Sohnes.

Über die Provinz Schlesien muß ich schweigen, da ich nicht aus eigener Erfahrung sprechen kann. Wo liegt der Grund dieser Erscheinung? In der Politik, der Verwaltung und Verfassung liegt der Grund nicht, denn unter meinen Beobachtungsobjekten sind viele Menschen, die sich sehr wohl in der Monarchie fühlen und die ich als gute königstreue Menschen kenne.

Die Anthropogeographie in dieser ethnologischen Studie ergibt die Antwort auf die Frage: je mehr sich in der Richtung nach Westen und Südwesten zu der Reichseinwohner alsDeutscher fühlt, uin so unan­genehmer ist ihm der Preuße, den er für einen Nichtdeutschen oder 1 laibdeutschen hält: die Ausdehnung aller deutschen Rechte, der politischen wie der Freizügigkeit auf die Polen, nährt die Abneigung noch heute und zwar mehr in Preußen selber als in irgend einem anderen Bundesstaat.

Dem echten Deutschen ist der halbasiatische Pole und der voll­asiatische Russe widerwärtig, und zwar um so widerwärtiger, je mehr er sich den äußeren Anstrich des Europäers giebt.

Der Preuße galt nicht nur 1866 für einen Halbasiaten, sondern er gilt noch heute dafür, ja, was das schlimmste ist: er hält sich, besonders in den Provinzen Pommern und Brandenburg, selber dafür.

Bekanntlich heißt die Monarchie nach einem Herzogtum, das sich Preußen nannte. Dies soll der Name eines Volkes gewesen sein, das nicht deutschen Ursprungs in jenen Gegenden seßhaft gewesen ist und in den Geschichtsquellen Pruzzi genannt wird.

Aus Pruzzi soll Preußen entstanden sein. Preußen soll eine Kontraktio aus dem slawischen Po und Russ sein undNebenrussen bedeuten.

Ja, daß diese Monarchie tatsächlich und nicht nur in den Tagen von Olmütz zu einem ohnmächtigen Nebenrußland herabgedemütigt war das werden Sie mit bitterein Ingrimm empfinden.

Heute steht die Monarchie anders da, sie hat mindestens die Macht und folglich die Pflicht es zu tun.

Die schöne slawische Etymologie hat leider den doppelten Fehler, daßRus ein skandinavisches Wort ist undhochgewachsen (vgl. unser Reis und englisch to rise, scand. at reisa) folglich stolz und be­rühmt heißt. Po aber ist skandinavisch und hat nicht die Bedeutung bei, welchesved heißt, sondernauf (paa und),