Heft 
(1905) 14
Seite
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Familiengeschichtliche Aufzeichnungen in einer alten Hauspostille.

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einer Leichenpredigt gemacht wird, besteht auch heute noch fort. Ab- dankung wird die in der Kirche vou der Kanzel herab gesprochene Leichenrede genannt, während unterLeichenjiredigt die am Grabe gesprochene Leichenrede verstanden wird.

Die Bauernsitte verlangt auch nach heutigem Gebrauch, daß die Leiche im Grabe, nachdem sie eingesenkt, nur eingesegnet wird, worauf die Leidtragenden mit dem ganzen Gefolge, der Geistliche an der Spitze des Zuges, sich in die Kirche begeben, wo dann die Leichenrede von der Kanzel herab mit sehr ausführlichem Eingehen auf den Lebenslauf des Gestorbenen gehalten wird.

Die bis zum Jahre 1816 reichenden Aufzeichnungen in der Postille werden durch solche in einemStammbuch ergänzt, das sich in der­selben Familie erhalten hat; es ist in braun Leder mit Goldschnitt ge­bunden, trägt eingepreßte vergoldete Verzierungen auf Rücken und Deckel und die Aufschrift:Denkmal der Freundschaft.

Unter den eingetragenen Gedichten im bekannten Stammbuchstil mit Datum und Unterschrift, meist mit bunten gemalten Blumen- und Blattguirlanden umrahmt, hin und wieder mit einer Zeichnung: Sträußchen, Monogramm, Blumenkörbchen, Phantasiearchitektur, auch etwas Stickerei verziert, findet sich nichts der Mitteilung aus allgemeinerem Interesse wertes; doch ist die -Widmung in ihrer Eigenart bemerkenswert. Sie lautet:

Traue Gott, halt an mit Beben, laß Dich nicht in Sünden ein, liebe Demuth, suche Frieden, trachte nicht zu groß zu sein. Rede wenig, höre viel, mache kein Geheimniß rege, laß die Kleinen ungekräukt, gehe Großem aus dem Wege; leide, daß Dir andere gleichen; warte, was das Deine ist, säume nicht ans Werk zu gehen, wenn Du Arbeit schuldig bist. Sey ein milder Armen Freund, lerne sparen und erwerben, Schicke Dich zu dulden an, denke fleißig an Dein Sterben.

Treuenbrietzen den 25. Maerz 1814. Folge die Lehren Deiner Mutter

Maria Catrina Gartzen.

Als Unterschriften finden sich:

Treuenbrietzen 25. Maerz 1814 unter einem Gedicht: Carl Gartz Luckenwalde 26. 1814 Johann Wilhelm Gartz

als Oheim

10. Mai 1814 unter einem Gedicht: Friedrich Wilhelm Gartz

als Cousin

Treuenbrietzen 1814: Carl Ludwig Gartz, Friedrich Leberecht Bercht

(Cousin).

Ferner Sophia Gartz, 1. Mai 1814, noch müde von der Reise nach dem

Blocksberg. Und

Treuenbrietzen den 24. April 1815 als am Tage meiner Abreise zur Armee

F. Lehmann.