Heft 
(1905) 14
Seite
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Ein Stücklein vaterländischer Geschichte.

Veteranen, über zweihundert an der Zahl, verteilt, welche die hiesige Schlacht raitgemacht hatten.

Seit jener Zeit haben nur noch selten Feiern stattgefunden. Nach dem Tode des Herrn Kreislandrats Hauschsteck, welcher für den ruhm­vollen Ort ein besonderes Interesse hatte, weil er im Brandenb. Dra­goner-Regiment No. 2 mitgefochten hatte, wurde die Pflege der Anlagen beim Denkmal mehr und mehr vernachlässigt. Auch die Schulfeiern der Kinder von Niedergörsdorf hörten auf, weil bei einer solchen der Orts­pfarrer R. Besser durch einen kalten Trunk den Tod gefunden hatte. Der neue jetzige Pfarrer, welcher für das Denkmal und die Schlacht eine grolle Vorliebe hatte, weil ein Großonkel im Königs-Regiment hier mitgekämpft und bei Leipzig den Ehrentod gefunden hat, konnte den alten hiesigen Lehrer zu einer Feier nicht bewegen. Nach seinem Tode sind aber die Dennewitzfeiern mit Kinderfesten verbunden wieder frisch aufgenommen worden. Nach und nach haben sich auch die Einwohner der Dörfer, welche sonst als sogenannte Mußpreußen der Sache fern­standen, den Feiern angeschlossen.

Die Anlagen um das Denkmal konnten nicht mehr genügen, weil sie bei geringer Pflege verwildert waren; das Wärterhaus des Invaliden, welcher hier stationiert ist, befand sich in der traurigsten Lage; der Brunnen, woraus er seinen täglichen Wasserbedarf nehmen mußte, lag am äußersten Ende der Denkmalsanlagen in einer Entfernung von ca. 300 Schritt, die Viehställe waren in das Jlaus eingebaut, sodal.1 sich der arme Mann vor Fliegen und anderen Ungeziefer nicht zu raten wußte. Als die Einwohner von Niedergörsdorf sich daran machten, die schönen Bäume der Zugangsallee zu fällen, und als auch der untere Teil der Anlagen in Gefahr stand, veräußert und abgeholzt zu werden, erhob der Ortspfarrer dagegen Einspruch, welcher auch Erfolg hatte. Zugleich erließ er auf Anraten seines guten Freundes, jetzigen Superintendenten in Brandenburg, Müller, einen Aufruf für kleine Liebesgaben, um die Bepflanzung des Zugangsweges neu ausführen resp. ergänzen zu können. Später ist ihm auch erlaubt worden, für die Verschönerung der Anlagen auf fiskalischem Boden sorgen zu dürfen. Hierbei hat er reichlich den Beistand der Artillerie-Schießschule in Jüterbog erfahren. Die Herren Obersten v. Rauch, Schmidt, Kettenbeil haben wiederholt Mannschaften und Gespann gesandt, um den Berg in Terrassen aufzubanen und gute Erde anzufahren, und die Ziersträucher, welche Se. K. Hoheit der Herzog Friedrich von Dessau in hochherziger Gesinnung dargereicht hat, zu pflanzen und zu begießen. Auch der jetzige Herr Kreislandrat, Geh. Reg.-Rat v. Oossel, hat sich stets in liebenswürdiger Weise um das Denkmal bekümmert. Unter so wertem Beistand sind die Anlagen auf dem dürren Boden recht gut gediehen und werden von dem zeitigen In-