Heft 
(1905) 14
Seite
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13. (4. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

Seite 204 aus der Physica der heiligen Hildegard anführt. Er gibt die Nachrichten der Alten über Barba 'Jovis wieder, unter denen sich übrigens der Glaube an die Schutzkraft gegen den Blitz nicht befindet. Hiernach ist also meine Meinung, daß diese Angabe schon bei Plinius vorkomme zu berichtigen. Dagegen bestand dieser Glaube wohl schon im frühen Mittelalter; denn Albertus Magnus sagt:Qui autem incanta- tioni Student, dicunt ipsam (sc. barbam Jovis) fugare fulmen tonitrui: et ideo in tectis plantatur.

Wenn übrigens dieser Glaube auch nicht ausdrücklich aus dem Altertum bezeugt ist, so deutet doch der Umstand, daß die Alten die Pflanze auf ihre Dächer pflanzten oder in Töpfen gepflanzte Exemplare auf ihre bekanntlich flachen Dächer gestellt haben, darauf hin, daß sie ihnen gewisse Schutzkraft zuschrieben. Auch Ernst Meyer (Preußens Pflanzengattungen), ein Autor der mit deutschen Pflanzennamen sehr gut Bescheid wußte, hat nur Hauslauch.

Garcke (Flora von Halle, Flora von Nord- und Mitteldeutschland und Flora von Deutschland) behauptet, daß Hauslauch fälschlich Hauslaub genannt wurde. Auf wessen Autorität weiß ich nicht. Jedenfalls erschüttert diese Autorität meine Ansicht nicht, daß das Gegenteil das Richtige ist. Ich habe diese Ansicht schon in meiner Flora von Brandenburg angedeutet.

Der I. Vorsitzende fährt fort:

Hiernach steht eine ganze Anzahl gut bezeugter Volksnamen für Sempervivum tectorum zur Verfügung: Hauslauch, Hauslaub, Haus­lauch, möge sich Jeder daraus die Bezeichnung, die ihm am meisten zusagt, auswählen. Ich kann aber auch mit einer vierten Benennung, die mehr im westlichen Mitteldeutschland üblich ist, dienen:Hauswurz.

Dr. Michael Bernhard Valentini, weiland Hochfürstlich Hessen- Darmstädtischer Leib-Medikus und Professor zu Gießen betitelt in seinem Viridarium Reformatum sen. Regnum Vegetabile das ist: Neu einge­richtetes und vollständiges Kräuter-Buch Frankfurt a. M. 1719 das XIV. Kapitel S. 241.Von der Großen Ilauß-Wurtz. Sedum majus. Auf einem ländlichen Tor, einer Mauer und einem Strohdach sieht man stattliche Exemplare von Sempervivum tectorum abgebildet (desgl. in dem zugehörigen Bilderatlas Tab. LXXXV deutlich in Figur 5 ein stattliches Sedum majus vulgare benanntes Exemplar). S. 242 schreibt er:Die große Hauß-Wurtz heißet im Lateinischen Sedum Majus, welchen Nahmen einige a serendo und sedendo, weil sie sich auff denen Tächern besaamet und setzet, andere aber a sedando, weilen sie alle große Hitze und Ent­zündung stillet, herzuleiten suchen; und weilen sie immer grün bleibet, wird sie sonsten auch Sempervivum Majus genannt. Die Franzosen heißen sieJoubarbe*) und die Italiener Sempervivo maggiore.

*) Jovis barba, Donnersbart. F. Fr.