Heft 
(1905) 14
Seite
475
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13. (4. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres. 475

Durch Herrn Dr. Carl Bolle wird aber noch eine dritte Namensform Hanslau f für Berlin bezeugt, die mir bisher überhaupt fremd war. Herr Bolle meint, sie hänge mit der wuchernden, nach allen Seiten aus­laufenden Ausbreitung dieser Pflanze zusammen, und weist darauf hin, wie er z. B. in Heiligensee bei Tegel ein Dach derartig mit Hauslauf überzogen gefunden habe.

(Auf Befragen melden sich zwei der Anwesenden Herr R. Mielke, der den Ausdruck Ha rns l auf aus der Priegnitz und Frau Tiedemann, die ihn von Berlin, speziell aus Moabit und mit Bezug auf das alte Stall­gebäude der Beußelschen Erben Ecke Gotzkowski-Strasse und Alt-Moabit kennt. An diesem früher mit rechtwinkeligen Giebelzeichen versehenen Haus, das noch immer vorhanden ist, seiHauslauf auf dem Dach gepflanzt gewesen. Gegenwärtig ist dasselbe, wie der I. Vorsitzende hinzufügt, so wenig mehr wie die Giebelzeichen zu bemerken.)

Herr Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Paul Ascherson äußert sich schriftlich.

Bei Pritzel und Jessen 372 findet sich die hochdeutsche Form Hauslauf nicht, wohl aber dermissingsche Ausdruck Hauslof für Westfalen, Mecklenbuig, Altmark und Unterweser angegeben.

Hauslauch, was ich für die häufigste, wenn auch mißverständliche Form halte, ist merkwürdiger Weise nur für Apotheken bezeugt, dagegen das echte llauslaub für Schlesien, Lausitz. Die mittel- und neunieder- dentschen Formen Huslook und Husloof entsprechen den beiden hochdeutschen, in Husloch kommt eine weitere Verdrehung hinzu. An laufen ist keinesfalls zu denken. Pritzel läßtLauch wegen der fleischigen Blätter gelten.

Außerdem meldet Herr P. Asclierson, daß auch sein botanischer Kollege Professor Dr. Paul Magnus nur die FormHauslauf kenne die er (Asclierson) niemals gedruckt gesehen.Auch Herrn Professor Carl Müller von der Gärtner-Lehranstalt fährt Prof. Ascherson fort ist diese Form bekannt; er hatte aber, wenn er sie hörte, das Bewußt­sein, daß sie falsch sei (Verdrehung von Hauslauch). Ich habe dann noch ein für derartige Fragen sehr kompetentes Buch nachgesehen, nämlich von Fischer-Benzon Altdeutsche Gartenflora Kiel und Leipzig 1894. Derselbe bespricht auf Seite 79 den Hauslauch, welchen neu hochdeutschen Namen er allein anwendet. Aus dem Mittelalter führt er nur den deutschen Namen Hußwurtz an, welchen Namen er auch

offenbar künstlich mit einer gewissen Sorgfalt angepflanzt. Botaniker mögen sich vielleicht hierüber wundern, weil die fette Henne gern tief wurzelt und ansehnliche fleischige knollenartige Wurzeln treibt. Die Pflanze ist aber auch sehr genügsam und kommt zwischen Mauer- oder Balkenfugen fast ohne Erde auch ganz gut fort. Freilich entwickeln sich alsdann dort nur Miniatürpflanzen ohne fleischige Wurzeln, die sich durch große Zierlichkeit auszeichnen.

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