9. (4. ordeutlj Versammlung des VIII. Vereinsjalires.
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dam, ferner über den Zustand der Glasindustrie in der Mark unter Friedrich Wilhelm I., über das Leben der Biber in der Nntlie u. a. m. Den Schluss des historischen Abschnitts bildet eine chronologische Zusammenstellung der verschiedenen industriellen Anlagen, welche seit dem Bau der Potsdamer Bahn in Neuendorf entstanden sind. Die Schrift ist, was Druck und Papier anbelangt, sehr hübsch ausgestattet und mit verschiedenen Abbildungen (Kirche, Fabriken, Villen) geschmückt. Urkunden und Aktenstücke bilden den Beschluss der fleissigen Arbeit. (Die beiden Abbildungen sind dem Werke mit Genehmigung des Verfassers entnommen.)
C. Herr Dr. Gustav Alb recht macht Mitteilung von einer Entdeckung, welche er gelegentlich eines Besuchs in der Kirche von Gross-Glienicke bei Potsdam gemacht hat. Hier befindet sich ein alter Schnitzaltar aus dem Jahre 1684 mit einem sonderbaren Abendmahlsbild in der Predella, auf welchem neben Christus an Stelle von Petrus eine ziemlich korpulente Person in Allongeperücke und dunklem Rock, mit Päffchen und umgeschlagenen Spitzenmanschetten erscheint. Im ersten Augenblick glaubt man, durch die Ähnlichkeit getäuscht, in dieser Figur, welche durch ihre Tracht gegen die einfacher gekleideten Jünger sehr hervorsticht, den Grossen Kurfürsten vor sich zu haben, und Fontane (Wandergn. Ausg. v. 1892, Bd. 3, S. 218) hat sich in demselben Glauben befunden und es als ganz sicher angenommen, hier wird Petrus „wie eine Schildwacht, einfach abgelöst, und der grosse Kurfürst zieht statt Seiner auf“. Ebenso verzeichnet Trinius (Bd. I der „Mark. Streifzüge“), wohl in Anlehnung an Fontane, dieses Faktum.
Diese Ansicht beruht indes auf einem Irrtum. An der südlichen Wand der Kirche befindet sich nämlich ein Epitaphium, welches einen Domherrn Hans George von Ribbeck (f 1703) darstellt und dieser Domherr zeigt in den von einer Allongeperücke umwallten Gesichtszügen ebenfalls grosse Ähnlichkeit mit dem Grossen Kurfürsten, und eine nähere Vergleichung des Epitaphiums mit dem Bilde auf der Predella ergiebt die Gewissheit, dass der Stellvertreter des Petrus und der Domherr ein und dieselbe Person sind. Zufällig ist der Domherr von Ribbeck auch der Stiiter des Altarbildes, und das vermeintliche Rätsel ist gelöst. Der Domherr hat nach Art der mittelalterlichen Donatoren sein Bildnis auf dem gestifteten Altar anbringen lassen, und der Maler hat, in Anwandlung einer sonderbaren Laune oder um den Auftraggeber besonders zu ehren, die Stelle des Petrus gewählt, um den Stifter des Altars zu verewigen.
Für eine Darstellung des Grossen Kurfürsten auf dem Altarbilde lag auch gar keine Veranlassung vor, denn Friedrich Wilhelm stand in keiner näheren Beziehung zu Gross-Glinicke oder zum Domherrn von