Heft 
(1904) 13
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40 16. (9. ausserordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

stätigen diesen laubwaldartigen Charakter. Nahe der erwähnten Grenzmauer stand die stärkere der beiden Eiben. Bereits bald, nach­dem Friedrich der Grosse die Fabrik übernommen, wurde die letztere erweitert und hierbei die Mauer abgebrochen, worauf die Eibe Luft bekam und ihre Wurzeln ausdehnen konnte, so zwar, dass dieselben über altes Gemäuer hinüber wuchsen. Dann sind etwa in den vierziger Jahren des 19. Jahrhundert neue Anbauten gemacht, wiederum bis hart an die grosse Eibe heran, dabei können von neuem Ziegelbrocken unter dieselbe geraten sein.

Herr Geheimrat Schultze schloss hieran unmittelbar an, indem er bemerkte, dass er die Versetzung der beiden Eiben persönlich ge­leitet, dabei habe er unter denselben noch Mauerreste, z. Teil Rathenower Steine nicht mittelalterlichen Formats, gefunden und sogen. Mufteln d. h. Formen für den Brand des Porzellans bemerkt. Daraus schliesse er, dass die Bäume erst nach der Erbauung dieser Mauerreste gepflanzt seien; und selbst, wenn man annehme, dass die Bäume damals bei dieser ersten Verpflanzung 100 Jahre alt gewesen, komme für dieselben nur ein Alter von 250 Jahren heraus.

Herr Friedei wies noch auf das langsame Wachstum der Eiben und auf die grosse Dicke der einen hin. Nur ein Zählen der Jahres­ringe könne deren Alter entscheiden, dies sei aber nur nach Fällen und Durchsägen des Stammes möglich und dieses Unheil möge beiden Bäumen noch für Jahrhunderte erspart bleiben. Beide Veteranen haben übrigens, wovon die Teilnehmer der Versammlung sich überzeugten, die Verpflanzung gut überstanden und sehen namentlich die jüngere sehr hoch und schlank gewachsene Eibe in ihrem Wintergrünen zumal jetzt, wo die Vegetation erstorben scheint, prächtig aus.

Herr Geheimrat Schultze erläuterte hierauf, unterstützt von Herrn Baumeister Fiebelkorn, an der Hand von Grundrissen den Neubau.

Nach diesen einleitenden Worten schickte sich die Gesellschaft an, unter der Führung der genannten Herren die prächtigen Räume zu durchwandern. Von der Vorhalle ging es über eine zweiflügelige Treppe zum ersten Stockwerk empor, wo man zuerst die stattliche säulenge­schmückte Wandelhalle betrat. Von hier gelangt man durch drei Tür­bogen, über denen treffliche Bronzereliefs den Blick auf sich ziehen, in den Plenarsitzuugssaal, der mit seiner hellen eichenen Täfelung, seiner einfachen, gediegenen und praktischen Ausstattung einen behaglichen Eindruck macht. An den Wänden sieht man die Marmorbüsten der früheren Präsidenten, sowie Bismarcks und Roons. Auch die links ge­legenen Bureauräume und den rechts vom Sitzungssaal befindlichen Erfrischungsraum betraten wir. Diesen schmückt eine hübsche Wand­bekleidung, die in reicher Halbesclier Lederarbeit die Wappen preussischer Städte zeigt. Zu dem Erfrischungsraum gehört auch eine Veranda, die