Heft 
(1904) 13
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7. (5. ausserordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

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aufzustellende Orgel zu schaffen. Im Laufe der ersten 50 Jahre des Bestehens dieser Emporen sind ihre 96 Brüstungsfelder von den Vorstehern des Hospitals und anderen opferwilligen Bürgern mit Ölbildern auf IIolz geschmückt worden, die zwar zum grössten Teil heute noch vorhanden sind, bei späteren Renovierungen der Kirche aber eine andere Reihenfolge erhalten haben. Zwei dieser Bildtafeln waren schon vor der Anlage der Emporen gestiftet und neben dem Altar aufgehängt worden, nämlich die Darstellung, wie der Herr den Knechten gewisse Pfunde zum Wuchern austeilt, im Jahre 1560 von den beiden Vorstehern des Hospitals und die Kreuzigung von einem Bürger D. G. M. im Jahre 1584.

In der Gruft vor dem Altar wurde der 1699 verstorbene Prediger Christoph Nagel beigesetzt, dessen steinernes Epitaph an der Südseite der Kirche eingemauert ist.

Weitere Reparaturen der Kirche fanden nach der von 1597 noch statt in den Jahren 1611 und 1661; ferner im Jahre 1720, weil bei der Explosion des schräg gegenüber gelegenen Pulverturms auch der Giebel und die Fenster an der Spandauer Strassenseite beschädigt waren. 1752 wurde sie im Innern erneuert, namentlich der noch jetzt vorhandene Altar nebst der Kanzel aufgestellt.

Der hölzerne Turmaufsatz auf dem westlichen Giebel war 1816 so baufällig geworden, dass ihn der Magistrat abnehmen und den Unter­bau mit dem übrigen Dach gleich machen liess.

Die letzte grössere Veränderung in der Kirche fand im Jahie 1834 statt. Sie bestand hauptsächlich in der Aufstellung der Orgel, die vom hiesigen Orgelbauer C. A. Buchholz zu diesem Zweck für 750 Taler erbaut worden war. Ausserdem wurde der Fussboden erneuert und etwas höher gelegt.

Da bisher der Eingang zu dem Glockengeläute nur von der zweiten Empore aus durch eine Maueröffnung geschah, so wurde diese Öffnung nach Beseitigung der oberen Empore zugemauert und ein Zugang nach dem Boden vom anstossenden Hause aus hergestellt.

Von den Glocken ist die eine ganz schlicht, so dass sich über ihr Alter nichts sagen lässt; die andere ist 1738 von J. P. Meurer in Berlin gegossen und nach ihrer Inschrift von Balzer Scliarnow und David Krüger gestiftet.

Zu erwähnen ist noch, dass in dieser Kirche 200 Jahre laug eine Fahne aufbewahrt wurde, die der grosse Kurfürst und seine Gemahlin Dorothea der Stadtkompaguie des Heil. Geistviertels im Jahre 1668 ver­liehen hatten. Sie war im Laufe der Zeit zerfetzt und zerfallen, so dass 1789 zum Einzüge der Erbstatthalterin der Niederlande ein neues Fahnentuch angefertigt werden musste. Diese Fahne befindet sich seit 1875 im Märkischen Museum (VI. 913).