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15. (6. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
Das vorgedachte i. J. 1H0G von Adams nach St. Petersburg geschaffte Mammut hatte in den Schmelzfalten der Mahlzähne nach des berühmten Akademikers von Brandt Feststellung lediglich Reste von Koniferen, insbesondere Nadeln. Das Beresowka-Tier dagegen Steppen- und Tun- dren-Ptlanzenreste, z. B. Carex spec. (Sumpf-Seggen), Papaver alpinuni (den gelbblühenden Alpenmohn), Ranunculus acervar. horealis (nordischer Hahnenfuß), Thymus Serpyllum (Thymian oder Quendel), alle Pflanzen mit Samenbildung, so dal! das Tier während der für dasselbe beim Überschreiten der Schnee- und Eisfelder besonders gefährlichen Iloch- sommerzeit verunglückt ist.
Palaeontologisch und stratigraphisch gesprochen gehört diese Mammut-Region Sibiriens in die Eburneen-Gruppe des Quaternär, etwa entsprechend der Facies von Goyet (Goyetien), also in die Gruppe, welche dem eigentlichen Tarandien oder der Facies von Chaleux (Chaleuxien) vorangeht. Klima und Flora Sibiriens haben sich seither nicht geändert, unter dem Goyetien liegt noch heut das aus der letzten großen Vergletscherung Sibiriens und vielleicht auch Europas herrührende Grund- oder Kerneis 100 und mehr Meter dick, starr und unveränderlich als eine feste Gebirgsmasse.
Weshalb ist also das Mammut, wenn sich in den äußerlichen Naturverhältnissen nichts wesentlich verändert hat, ausgestorben, das Mammut, das eine Bauchmähne von 50 cm, unter den längeren etwa 20 cm langen Steifhaaren einen dichten Pelz von 2 bis 3 cm langen Wollhaaren, eine feste Lederhaut von 2 bis 3 mal der Stärke der dicksten heutigen Elefantenhaut und darunter noch etwa 9 bis 15 cm dicken Speck als Schutz gegen Wind und Wetter mit sich führte? — Salensky sagt, hauptsächlich durch die unbarmherzige und unablässige Verfolgung seitens des stets hungerig herumschweifenden quaternären Menschen. Das höchstwahrscheinlich gutmütige und unbeholfene Tier konnte sich diesen Nachstellungen gegenüber auf die Dauer nicht erhalten, zumal bei dem allen Elefantenarten eigenen schwachen Nachwuchs. Dazu kam natürlich auch, wie im vorliegenden Falle, das gelegentliche Verunglücken in Sümpfen, Eisspalten u. dgl.
Ich vermisse nun angesichts der fortdauernden Auffindung von Mammutresten (von Kadavern und Teilen von solchen, von Gerippen, Gerippenteilen) die direkten Spuren des Menschen. Darauf müßten die russischen Forscher ihre Aufmerksamkeit viel mehr als jetzt richten und uns die Waffen und Werkzeuge der mit dem Mammut gleichzeitigen Einwohner Sibiriens vorlegen. Man sollte für den Nachweis solcher Spuren namhafte Belohnungen aussetzen, müßte allerdings gegen Betrügereien gerade hier sehr vorsichtig sein.
Die Folgerungen, die sich aus den geistvollen Ausführungen W. Salenskys für unsere Mammutzeit ergeben, will ich heut nicht weiter