Heft 
(1904) 13
Seite
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15. (5. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

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Herr Ostrumow ist der Ansicht, daß dort, wo die Knochen gefanden worden sind, vor einigen Jahren aller Wahrscheinlichkeit nach das voll­ständige Mainmutskelett gelegen habe. Das Gebirgsflüßchen habe in den letzten Jahren seinen Lauf gewechselt, sei dabei über den Fundort hin­weggeflossen und habe einen Teil der Knochen fortgeschwemmt.

b) Der Mammutfund von der Beresowka. In der Kaiser­lichen Akademie der Wissenschaften zu Petersburg ist seit etwa zwei Jahren das Mammut, dessen Überreste der Konservator Otto Herz im Frühjahr aus Sibirien nacli Petersburg schaffte, aufgestellt. Das Gerippe erscheint normal aufrecht, während die ausgestopfte Haut das Tier in liegender Stellung wiedergibt und zwar genau so, wie es der Gelehrte aufgefunden hat, die Vorderbeine gekrümmt, besonders das linke, die Hinterbeine in wagerechter Lage unter dem Leibe. Nach Annahme von Otto Herz ist das Tier zweifelsohne beim Suchen nach Nahrung in eine Eisspalte gestürzt, aus der es nicht mehr emporkommen konnte. Der Fundort war Sredni-Kolynsk an der Berosowka, einem linken Nebenfluß der Kolyma, ungefähr 2000 Werst hinter Jakutsk. Das Gerippe, wie das ausgestopfte Mammut werden in Glaskästen aufbewahrt.

Über dieses merkwürdige Fundstück, das neben dem bekannten Mammutgerippe mit teilweiser Haut und Behaarung aus dem Anfang des 19. Jahrhundert*) eine unvergleichliche Zierde des großen Staats­museums an der Newa bildet, hat sich auf dem 6. Internationalen Zoologenkongreß zu Bern am IG. August d. J. der Staatsrat Prof. W. Salensky ausführlich verbreitet. Die Haut wog über 400 kg, Rüssel und Kopf fehlten, die Zunge war aber da. Sonderbarer Weise fehlte auch der linke Stoßzahn des etwa 25 Jahre alten, also in der Jugend­blüte stehenden Tieres. Ich vermute, ohne den Beweis liefern zu können, daß dieser Stoßzahn, ehe Dr. Herz ankam, entfernt und im gewöhnlichen Mammutzahnhandel veräußert worden ist. In Berlin war im vorigen Jahre ein wohl erhaltener recht frischer linker Mammutstoßzahn in einem großen Elfenbein-Geschäft ausgestellt. Denselben hat ein hiesiger vermögender Liebhaber, wenn ich nicht irre, für 4000 Mk., selbstredend vollkommen legal, erstanden, und wohl montiert in seinem Kabinet als Schaustück aufgestellt. Ich möchte beinah glauben, wie gesagt, ohne den strikten Beweis zu führen, daß dieser Zahn zu dem Beresowka- Mammut gehört. Sehr interessant ist der Mageninhalt und der des Rachens, denn das Tier erstickte in einer nur oberflächlich bedeckten tiefen, durch Eisschmelzwässer ausgehöhlten Grube so schnell, daß es die im Maul befindliche Nahrung nicht mehr hinunterschlucken konnte.

*) Von diesem älteren Mammut - Kadaver besitzt das Zool. Museum der Universität zu Berlin, wie uns dessen Direktor, unser Ehrenmitglied Geheimrat Dr. Carl Moehius bei einer Führung der Brandenburgia daselbst zeigte, Proben der dicken Hautschwarte und des langen pferdeschwanzartigen grauschwarzen Haars.

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