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15. (5. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
nach dem wärmeren Süden einem schonungslosen Massenmord unterworfen werden. Es ist aber nicht die Leckerhaftigkeit allein, die dies verschuldet, sondern auch die gedankenlose Modetorheit, welche um ein paar bunte Federn auf dem Hut zu tragen, nicht daran denkt, wie viele Vögel deshalb ihr Leben lassen müssen. Jetzt soll durch einen Bund Gleichgesinnter der Versuch gemacht werden, den Vögeln Schutz zu gewähren. Ein Aufruf drückt sich hierüber wie folgt aus. Die beständige Verminderung unserer nützlichen Vogelarten, besonders der Singvögel, bildet seit langer Zeit eine ernste Sorge der Ornithologen und sonstiger Vogelfreunde. Die Ursachen hierfür sind, abgesehen von der Steigerung von Kultur und Verkehr, in einer unverständigen, oft grausamen Verfolgung der Vögel zu suchen. So wurden zum Beispiel in Montegrado bei Mailand — einer Strichstelle für Zugvögel — an einem einzigen Tage 300 kg Schwalben mit Netzen gefangen, und die Ziffer der alljährlich auf diese Weise in den südlichen Ländern getöteten Vögel geht hoch in die Hunderttausende. Leider ist auch Frau Mode an diesen Massenmorden beteiligt, da die Verwendung von Vogelbälgen zu Modezwecken seit Jahrzehnten der Massenvertilgung Vorschub geleistet hat. Dies beweist nichts schlagender als die Tatsache, daß allein von einer französischen Modefirma in einem Jahre 25 000 Stieglitze bestellt, und daß nach einem englischen Berichte auf einer Auktion an einem Tage G00 000 kleine Vogelbälge für Modezwecke verkauft wurden. Dieser grausamen Modetorheit zu steuern, hat sich der unter dem Vorsitz der Frau Gräfin von der Groeben ins Leben gerufene Internationale Frauenbund für Vogelschutz zur Aufgabe gemacht, der in engem Anschluß an die Bestrebungen der bereits bestehenden Vereine, besonders der Tier- und Vogelschutzvereine, wirkt. Den Mitgliedern dieses Frauenbundes wird es zur Pflicht gemacht, die zu Modezwecken dienende Verwendung von Vogelbälgen im ganzen und in Teilen, sowie von Federn, mit Ausnahme der Federn des Straußes, des Haus- und Jagdgeflügels, nicht nur selbst zu vermeiden, sondern auch nach besten Kräften bei Angehörigen und Untergebenen zu verhindern. Daneben ist es das Streben des Bundes, das Verständnis und das Interesse für unsere heimische Vogelwelt zu wecken und zu fördern. Da nur bei reger Beteiligung der Frauenwelt ein baldiger Erfolg zu erwarten ist, werden hiermit alle deutschen Frauen aufgefordert, dem Verein beizutreten. Der Mindestbetrag beträgt jährlich 50 Pf.; eine einmalige Gabe von 20 Mk. an bewirkt die lebenslängliche Mitgliedschaft. Anmeldungen sind an die Geschäftsstelle des Internationalen Frauenbundes für Vogelschutz, Berlin W., Potsdamer Straße 138 I. oder an den Schriftführer, Oberleutnant a. D. Sievers, Berlin W.. 15, Pfalzburger Straße 8 II, zu richten. Wir empfehlen den Beitritt zu diesem Bunde unseren Mitgliedern, Gönnern und Freunden, insbesondere unseren Damen, recht angelegentlich.