Heft 
(1904) 13
Seite
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16. (5. ordentliche Versammlung) des XIII. Vereinsjahres.

Jedoch ist nicht der größte Teil der bekannten Bronzeschwerter in Gräbern gefunden. Einige kamen bei Aufdeckung von Wohnstätten der Bronzezeit zum Vorschein (z. B. Spandau); andere sind zufällig ver­loren gegangen und wenn sie dabei im oxydationswidrigen Moorboden versanken, erhielten sie sich goldig blank; noch andere haben sich unter Steinen, vielleicht von wandernden Händlern wohl versteckt, vorgefunden, einzelne, wie das von ßriesen bei Brandenburg a II. sind senkrecht in den Grund von Gewässern, also wohl absichtlich eingebohrt, angetroffen worden. Der Gebrauch der Bronzeschwerter in unserer Provinz dürfte vom Anfang der Bronzezeit bis zu Ende derselben und dann gelegent­lich sogar noch neben eisernen bis gegen den Anfang der christlichen Zeitrechnung anzunehmen sein.

Darüber, daß sie, wie viele andere Bronzesacheu, aus den Gebieten der alten Kulturvölker, wahrscheinlich auch Etrurien, das nach Plinius noch im 1. Jahrhundert nach Christus Bronzen in viele Länder vertrieb, durch Händler hier eingeführt wurden, besteht kein Zweifel. Selbst die liier mitunter gefundenen Gußformen für Bronzegeräte können noch nicht zweifellos erweisen, daß während der letzten Bronzezeit in der Stammbevölkerung selbst sich Bronzegießer herangebildet haben, weil ja die Händler jene Formen mitgeführt oder gefertigt haben können, um das von ihnen erhandelte Metall alter zerbrochener Geräte nutzbarzu verwenden.

Die Länge der Bronzeschwerter ist sehr verschieden; sie wechselt bei den meisten zwischen 00 und 75 cm, bei einigen ist sie noch unter 60 bis 48 cm, bei andern auch über 75 bis 84 cm; über dieses Maß hinaus ist nur ein einziges, das von Briesen bei Brandenburg mit 90 cm, bekannt.

Weniger Verschiedenheiten zeigt die Form der Klingen. Diese sind alle zweischneidig, spitz und schlank lanzettlich. Die meisten haben auf beiden Seiten einen mittleren flachgewölbten Längsgrad von verschiedener Breite, den eine oder mehrere ornamentale Linien begleiten. (Bei den mittelalterlichen zweischneidigen Eisenschwertern finden wir anstelle dieses erhabenen Längsgrades immer eine vertiefte Rinne [Blutrinne]). Bronzeklingen ohne solchen Längsgrad kommen seltener vor.

Die Klingenbreite steht nicht in bestimmtem Verhältnis zur Länge; die größte Breite wechselt zwischen 2 und 4,5 cm. Niemals bilden die Schneiden eine gerade Linie zwischen Spitze und Heft; sie sind immer ein wenig geschweift, so daß die größte Klingenbreite zwischen 1 3 und 1 3 der Länge, von der Spitze an gerechnet, fällt. Nur wenige Klingen verbreitern sich am meisten unmittelbar am Heft zum Zweck einer sicherern Fassung. Bei einigen Klingen ist unmittelbar am Heft ein 2 4 cm langer, nicht geschärfter Absatz angebracht, vielleicht um das Übergreifen des Daumens über den Griff hinaus zu ermöglichen.