15. (5. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
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XXXV. Herr Kustos Buchholz: Die Bronzeschwerter des Märkischen Museums.
In den letzten Wochen ist von zwei verschiedenen Fundstellen, Buch und Gransee, je 1 Bronzeschwert im Mark. Museum eingegangen, die hier mit zur Vorlage kommen.
Bei dieser Gelegenheit hält das Mark. Museum für angezeigt, Ihnen seine sämtlichen Bronzeschwerter, 27 an der Zahl, vorzuführen, damit Sie einen Überblick über die verschiedene Gestaltung dieser vornehmsten Gattung von Fundstücken der Bronze-Periode gewinnen.
Wenn wir alle in der Provinz Brandenburg gefundenen, im Königlichen, im Märkischen und in fremden Museen und Sammlungen, sowie in Privat-Besitz befindlichen Bronzeschwerter zusammenzählen, so wird die Zahl von 80 noch nicht erreicht und nimmt man dazu an, daß vielleicht nocli ebensoviel imgefundene in der Erde liegen, so ist das für das weite Gebiet der Provinz Brandenburg im Verhältnis zu den vielen Tausenden von Wohnstätten- und Gräberfunden der Bronzeperiode doch nur eine so geringe Zahl, daß man das Bronzeschwert nicht als eine allgemein geführte Waffe ansehen kann.
Dazu kommt, daß diese Bronzeschwerter nichts weniger als geschickt für den Kampf sind. Als Hiebwaffe wäre der Griff nicht faustgerecht, die oft breit entwickelte Knauf-Platte geradezu hinderlich und die Klinge zu schwer, auch der Handschutz nicht ausreichend; als Stichwaffe sind sie ebenfalls wenig faustgerecht, meist zu kurz und gegenüber dem viel häufiger vorkommenden leichteren und längeren Speer völlig unwirksam.
Hieraus läßt sich in Verbindung mit dem relativ seltenen Vorkommen vielleicht der Schluß ziehen, daß die Bronzeschwerter im norddeutschen Tieflande gar nicht als Waffe für den Massenkampf gebraucht wurden, daß sie vielmehr von Führern zugleich als Würde- und Kommando-Waffe getragen wurden, ähnlich den sogenannten, noch viel selteneren „Schwertstäben“. Wir sehen ja auch heute in den modernen Heeren die Offiziere mit Säbeln ausgestattet, die im Kampf gegen das Feuergewehr der Soldaten wertlos sind und zum Teil den Zweck haben, die Kommandogewalt anzudeuten.
So finden wir denn auch in der Tat Bronzeschwerter — soweit sie als Beilagen in Gräbern Vorkommen — nur in solchen Gräbern, deren Ausstattung als Steinkisten- und Hügel-Gräber auf Mitarbeit vieler Menschen schliessen läßt und die auch mit sonstigen vielerlei und reichen Beigaben versehen sind. Die so Bestatteten müssen also innerhalb der betreffenden Landschaft in hervorragendem Range gestanden haben — sie müssen Führer, Häuptlinge oder Fürsten gewesen sein, und man gab ihnen das Würdezeichen, das Schwert, mit in das Grab.
