Heft 
(1904) 13
Seite
365
Einzelbild herunterladen

16. (11. ausserordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

365

16. (n. ausserordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

Sonntag den 4. Dezember 1904, vormittags II Uhr.

Besuch der Städtischen Höheren Webeschule, Markusstr. 49.

Der erste Vorsitzende, Herr Geheimrat Friedei, begrüßte im Amts­zimmer des Herrn Direktors Weber die zahlreich erschienenen Mit­glieder. In seiner Ansprache erinnerte er an den ersten Besuch vom 16. Februar 1895. Nachdem die Gesellschaft sich in zwei Gruppen geteilt hatte, begann der Rundgang unter der Führung des Herrn Direktors Weber und des Lehrers für Musterzeichnen Herrn Flemming.

Beim Durchschreiten der Lehrzimmer, Zeichen- und Maschinensäle bietet die Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit der Arbeitsmaschinen und Arbeiten aus sämtlichen Zweigen der Textil-Industrie auch dem Laien sehr viel des Interessanten, Nützlichen und Lehrreichen.

Von der einfachen Pflanzenstudie beginnend, lassen die unter Be­rücksichtigung aller technischen und kunstgewerblichen Anforderungen durchgebildeten und auf die fertigen Erzeugnisse übertragenen Entwürfe, sowie die in Arbeit beliudlichen Textilien (Gewebe aller Art, gestrickte Waren und Trikotagen, Posamenten, Stickereien) und Bekleidungsgegen­stände (Frauen- uud Mädchengarderobe, Damen-, Herren- und Kinder­wäsche) erkennen, daß die Schule den jetzigen Zeitverhältnissen richtig angepaßt ist, indem sie beim Unterricht die Materialien, Arbeitsmethoden und Maschinen theoretisch und praktisch gleichmäßig und in Verbindung miteinander berücksichtigt und dabei der künstlicheren Geschmacksbildung ausreichend Beachtung schenkt.

Hierdurch steht sie auf der Höhe der Jetztzeit!

Um den Übergang von der Schule zur Praxis tunlichst zu erleichten, werden Schülerinnen und Schüler nicht nur angehalten, Lehrstoff in sich aufzunehmen und sich mit den einschlägigen neuesten Geräten, Werkzeugen, Maschinen und zweckmäßigsten Arbeitsmethoden vertraut zu machen, sondern es wird ihnen auch durch praktische, also selbst­tätige Ausführung eigener Entwürfe Gelegenheit geboten, praktische Schwierigkeiten würdigen und überwinden, sowie die gesamten An­forderungen des Fabrikationsbetriebes kennen zu lernen.

Diesen Bestrebungen sowie der ferneren Entwicklung der Lehr­anstalt durch Erhöhung der Frequenz sind allerdings insofern für einige Jahre beschränkende Fesseln auferlegt, als das äußere Gewand der all- mählig vergrößerten Inneneinrichtung nicht mehr, entspricht und auch die Aufnahme einer größeren Besucherzahl wie gegenwärtig nicht gestattet.