Issue 
(1904) 13
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Aus den Jugendtagen der Kohle.

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einer Gegend verändern kann. Betrachten wir die Karte, die Merian in» Jahre 1082 von der Mark Biandenburg gibt, so sehen wir zwischen der Billinischen Fähre, wie Fehrbellin dort genannt ist, und Nauen große Waldmassen sielt ausdehnen. Damals war das Havelländische Luch noch, wie Klöden sagt,ein Seitenstück zu den Urwäldern Süd­amerikas, nur in geringerer Ausdehnung uud als Luch abgeändert. Die l, berschwemtnungen des Frühjahrs verwandelten es in einen weiten See, aus dem einzelne aufgequollene Rasenflächen oder Weiden-, Erlen- und Birkengebüsclie oder hier und da waldbestandene sandige Horste hervorlauchten. Wenn dio umliegenden Ortschaften versuchten, die

sauren Wiesen des Luches zur Weide zu benutzen, so mußten sie darauf gefaßt sein, daß ihr Vieh unterwegs versank, oder doch magerer heraus- kam, als es hereingetrieben wurde, weil es sich in dem schlüpfrigen Boden zu sehr abarbeiten mußte. Sehr behaglich aber fühlten sich darin die jetzt verschwundenen Raubtiere, Luchs, Bär und Wolf. Ein Heer von Wasservögeln belebte die Tümpel. Frösche und Schildkröten sprangen und krochen umher, und die Wälder der Sandinseln wimmelten von Schlangen, ein Ruhm, den heute nur noch der Brieselang einigermaßen wahrt.

Als Friedl ich Wilhelm I. die Entwässerung des Luches in Angriff zu nehmen beschloß, die schon der große Kurfürst geplant hatte, machten es ihm die Anwohner nicht leicht. Die Kommissionen, die er zunächst einsetzte, berichteten nur, daß eine Entwässerung nicht möglich sei, und als der tatkräftige Oberjägermeister von Hertefeld den Plan zu einer solchen ausgearbeitet hatte und nun die Mittel dazu aufgebracht werden sollten, da flehte der Landrat v. Bredow 1718 den König an, doch solche teuren und nutzlosen Experimente zu lassen oder die Kosten doch denen aufzubürden, die so aussichtslose Unternehmungen angeraten hätten. Der Landrat tat zweifellos seine Pflicht, als er diese Bedenken so dringend äußerte, aber der Soldatenkönig war nicht der Mann, nach­zugeben. Die Kosten wurden verteilt, wobei der König selbst nach dem Anteil der königlichen Besitzungen am Luch mit gutem Beispiel voran­ging, und wenn man auch manchmal die Zwangseintreibung der Auflagen einstellen mußte, weil die Leute eben nichts hatten, so rückte das Werk doch rüstig vor, zumal der König 200 Soldaten zur Mitarbeit an den Kanalarbeiten gegen Tagelohn kommandierte. Im Jahre 1725 war ein Kanalsystem fertig gestellt, dessen Gesamtlänge 1 1 Meilen betrug, was etwa der Strecke von Berlin bis Frankfurt a. M. entspricht. Die Wässei des Luches wurden durch den Großen Hauptgraben und den Friesack- sclien Kanal in den Unterlauf der Havel abgeleitet, und schon ehe dies Ziel erreicht war, hatte der rasch merkbar werdende Vorteil der Melio­rationen den Landrat v. Bredow zu einem eifrigen Förderer der Arbeiten gemacht. Der König aber gründete auf den Rat des Oberjägermeisters