Aus den Jugendtagen der Kolite.
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Abdrücken in begleitenden Tonschiefern schließen dürfen. Das bei- gegebeno Bild, (Fig. 18) das ebenso wie das oben abgebildete Braun- kohlemnoor die Wiedergabe eines Wandgemäldes in der geologischen Sammlung des Kgl. Museums f. Naturkunde ist, zeigt die unserem Auge eintönig erscheinende Regelmäßigkeit im Ausbau der großen Siegel- und Schuppenbäume und die steifen Formen der Galamarien, die etwa die Rolle unseres Röhrichts im damaligen Landschaftsbilde gespielt haben mögen. Freilich würde man für diese Einförmigkeit entschädigt worden sein, wenn man auf die überraschende Mannigfaltigkeit der Baum- und Kletterfarne seinen Blick gelenkt hätte, die rings zwischen jenen Riesenformen aufsproßten. Nur das Tierleben hätte man vermißt, denn von Landwirbeltieren kennen wir aus jener Periode nur einige erste plumpe Lurchformen.
Eine ganz andere Pflanzenwelt als heute lebte in jenen Waldmooren der Steinkohlenzeit; aber das Werden der Steinkohle selbst entspracli in seinen Anfangsstadien sicherlich ganz der Bildung des Torfes und der Braunkohle. Das zeigen uns die auch in der Steinkohle zuweilen noch erkennbaren Pflanzenfasern, das zeigen uns deutlich die Wurzelstümpfe der Siegelbäume, die wir in den Steinkohlenflötzen hin und wieder ebenso aufrechtstehend finden, wie die Taxodien in der Braunkohle oder die Erlen im Torf. Auch unsere heutige Braunkohle würde einst Steinkohle werden, wenn es einzelnen Flötzen wider Erwarten glücken sollte, noch einige Jahrmillionen dem rastlosen Spürsinn des Menschen und den zerstörenden Nuturgewalten zu entgehen. Tn der Steinkohlenzeit waren wie heute große Teile der Erde mit Waldmooren bedeckt, und wenn wir gegen Ende jener Periode durch die Gegenden des heutigen Indiens oder Südafrikas gewandert wären, würden wir noch eine andere Erscheinung gesehen haben, die im heutigen Bilde unserer Heimat wiederkehrt, nämlich die Spuren einer gewaltigen Eiszeit, die damals über weite Gebiete der Erde hinweggegangen war und die wir nach der Zeit ihres Auftretens als die carbonische Eiszeit im Gegensatz zu der uns vertrauteren diluvialen bezeichnen. In den Schichten, die sich am Ende der Steinkohlenzeit in Indien bildeten, finden wir Gerolle und Geschiebe, die jenecharakteristischenSchrammungen zeigen, die den Steinen des Gletscherschuttes eigen sind, und in Südafrika sind noch so deutlich wie die Rüdersdorfer Gletscherschrammen die Kritzen zu sehen, die der Schutt der vorrückenden Eismassen in den Felsboden so viele Millionen Jahre vor unserer diluvialen Eiszeit eingegraben hat. Dieser Schutt selbst aber, die Moräne der carbonisclien Gletscher, tritt uns in dem südafrikanischen „Dwykaconglomerat“ so unverkennbar entgegen, daß wir uns dem Geschiebemergel unserer märkischen Hochflächen gegenüber glauben würden.