Heft 
(1912) 20
Einzelbild herunterladen

19. (6. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

Mittwoch, den 14. Dezember 1910, abends 7 l ; 3 Uhr,

im großen Sitzungssaal des Brandenburgischen Ständehauses,

Matthäikirchstr. 20'21.

Vorsitzender: Herr Geh. Reg.-Rat E. Friedei. Von demselben rühren die Mitteilungen zu T, III bis XIX her.

A. Allgemeines.

I. Volksschauspiel und Festspiel auf der Freilichtbühne des Picheiswerder. Der Vorsitzende entwickelt die Grundzüge des Festspiels nach ihren geschichtlichen Bezügen. Pribislav, nach der Taufe Heinrich genannt, Fürst der Heveller, ist mit Albrecbt dem Bären befreundet und nicht allein dem Christentum, sondern auch der deutschen Vorherrschaft zugetan. Als er 1150 stirbt, verheimlicht «eine Gemahlin, eine norwegische Fiirstentocliter Petrissa, drei Tage ia,ng den Tod, um Albrecht, der in Magdeburg weilt, zu benachrichtigen und ihm Zeit zur Übernahme der Herrschaft zu gewähren. Diese bernahme erfolgt. Der Neffe des Pribislav, der sich auf Münzen lakzo von Cöpenick, also mit biblischen Vornamen, nennt, ist auf allen Münzen durch kirchliche Symbole als Christ gekennzeichnet. Überall her auch gleichzeitig als Slave deutlich markiert. Während Albrecht der Bär und Heinrich der Löwe ganz bartlos, Kaiser Friedrich der Erste auch nur mit einem (rot zu denkenden) Schnurrbart zeitgenössisch dargestellt wird, trägt Jakzo oder wie die Berliner und Havelländer zu sprechen gewohnt sindJazko, einen langen Vollbart und Locken, insbesondere nach slavischer Art Seitenlocken. Es gibt von Jazko einen offenbar absichtlich porträtartig ausgestalteten Brakteaten, wo das Brustbild größer und deutlicher ausgearbeitet ist, als auf irgend einer zeitgenössischen deutschen Münze. Offenbar hat dies Münzenbild oder diese Bildmünze Propaganda und Reklame unter seinen Stammes­verwandten, den Wenden und Polen machen sollen. Denn lediglich auf den nationalen Verzweiflungskampf der Wenden beziehentlich auf den Machtvorstoß der Polen bis zur Elbe und nicht auf das Heidentum stützte sich sein Herrschergelüst, mindestens bis zum rechten Ufer dieses

l