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0. Voigt.
Au dein Rumpf fällt besonders das reich mit Bildhauerarbeit verzierte Heck auf; am oberen Rande des Spiegels bemerken wir drei'große Laternen, die das Schilf als Admiralsschiff kennzeichnen und -im Geschwader- oder Convoifahren bei Nacht den nachfolgenden Schiffen Kurs und Position des Führerschiffes angaben.
4 . Die kurbrandenburgische Flagge.
Das Panier, unter dem Friedrich Wilhelms Schiffe segelten — der rote Aar im weissen Felde — ist uns Brandenburgern wohlbekannt.
Leider ist uns eine alte kurbrandenburgische Flagge selbst aus alter Zeit nicht überliefert. Wir müssen uns daher mit Abbildungen aus zeitgenössischen nautischen Werken begnügen. Wir finden da abgesehen von einigen Varianten zwei Darstellungen der Flagge Brandenburgs.*)
Die eine zeigt den roten Adler im weissen Feld, im rechten Fang ein lasurblaues Schwert mit schwarzem Stichblatt, im linken Fang ein goldenes Szepter.
Das zweite ist insofern von Interesse, als^sie das Schwarz Preußens in sich birgt. Sie weist 7 Streifen auf, davon 4 weiss und 3 schwarz, in der Mitte silberner Schild mit rotem Aar. Sie ist also der Flagge der Stadt Königsberg, die anstatt der drei schwarzen — drei blaue Streifen führt, sehr ähnlich. Die Flagge hat wohl nur provinzielle Bedeutung — für Ostpreußen. Auf zeitgenössischen Schiffsbildern ist sie mir nicht vorgekommen.
Neben der eigentlichen kurbrandenburgischen Kriegsflagge sehen wir noch einen Kriegsschiffwimpel in gleichen Farben, so auf Lieve Verschuurs Gemälde und auf einer Skizze^ des „Churprintz“ in Groebens Guineischer Reisebeschreibung.
Ob brandenburgische Flaggen aus damaliger Zeit etwa anderswo noch erhalten sind, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. In Stockholm befindet sich eine Anzahl brandenburgischer Fahnen und Standarten aus der Zeit des Großen Kurfürsten; eine kurbrandenburgische Schiffsflagge ist aber nicht darunter; dagegen ist in Stockholm ganz neuerdings eine königlich preußische Flagge aus dem Seegefecht bei Ziegenort — wo die Schweden 1759 im siebenjährigen Kriege nach hartem Kampf ein preußisches Geschwader besiegten — aufgefunden worden. Eine getreue Zeichnung dieser Flagge befindet sich im Archiv des Reichs-Marine-Amts.
Ich erwähne diese Tatsache, obwohl sie meinem Thema ferner liegt, lediglich deshalb, weil sie eine wertvolle Ergänzung bildet zu einem Aufsatz, den unser I. Vorsitzender vor etwa 30 Jahren im „Bär“ veröffent-
) lMctionaire de Marine, Amsterdam 1702.