Reliquien und Erinnerungen aus der Zeit der kurbrandenburgischen Marine. 11 7
lichte und der die Seekriegsbeute der Schweden im siebenjährigen Kriege behandelt.
Schließlich will ich nicht unerwähnt lassen, daß wir heute eine zwar nicht jener Zeit entstammende, aber doch auf Grand der Überlieferungen nachkonstruierte brandenburgisclie Flagge besitzen. Sie gehörte dem neu erbauten Panzerschiff „Brandenburg“ und war ein Geschenk unserer Provinz. Der Entwurf rührt von Seiner Majestät her und die Zeichnung von Döpler d. J.
Die Zeichnung befindet sich im Reichs-Marine-Amt, die Flagge selber im Museum für Meereskunde.
Der Stoff der Flagge ist von Seide; sie diente als Toppflagge zu besonderen feierlichen Gelegenheiten. Ist diese Flagge auch modernen Ursprungs, so hat sie abgesehen von ihrem künstlerischen Wert doch wohl für jeden Brandenburger als Trägerin erhabener Tradition ihre Bedeutung.
5. Alte Geschütze der Schiffe und Forts.
Von der Geschützarmierung der Schiffe und Forts an der Gninea- küste sind noch Zeugen aus alter Zeit vorhanden.
Das Museum für Meereskunde enthält ein ans dem Berliner Zeughaus stammendes Geschützrohr Weseler Ursprungs. Es ist ein kur- brandenburgischer gußeiserner Sechspfünder von 9,3 cm Kaliber. Oben auf dem Bodenstück sind zwei gekreuzte Anker eingegraben, die es als Schiffsgeschütz kenntlich machen.
Einige andere gußeiserne Kanonenrohre befinden sich im Zeughaus, die ebenfalls aus Wesel erworben wurden.
Von größerem Interesse ist ein altes Kanon, ein Achtpfünder, aus den Ruinen von Groß-Friedrichsburg, das im Jahre 1884 von S. M. S. „Sophie“ bei einem Besuch der historischen Stätte von den Negern eingetauscht wurde. Es hat im Zeughaus seinen Platz.
Das Rohr ist vom Zahn der Zeit erheblich benagt; die Oberfläche ist derart vom Rost befressen, daß keinerlei Zeichen mehr zu erkennen sind. Das Kaliber beträgt 10,2 cm.
Außer diesem Kanon wurden im Gestrüpp und im Schutt der Bastionen noch fünf weitere Geschützrohre aufgefunden, aber an Ort und Stelle belassen.
Es besteht die Aussicht, auch diese bedeutungsvollen Reliquien wiederzugewinnen und der Heimat zuzuführen.
Auch Joachim Nettelbeck, uns wohlbekannt als der getreue Eckhart von Kolberg, der als Steuermann auf holländischen Sklavenschiffen an der Goldküste fuhr, sah — wie er in seiner Selbstbiographie schreibt — im Jahre 1772 im Fort Axim noch sechs alte brandenburgisclie Geschütze.
Damit kommen wir zu den brandenburgischen Kolonien.