Heft 
(1912) 20
Seite
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6. Die Brandenburgischen Forts an der Westküste Afrikas.

Tn richtiger Erkenntnis des Wertes kolonialer Besitzungen deren Bedeutung unser deutsches Volk erst 200 Jahre später zn würdigen wußte richtete Friedrich Wilhelm sein Augenmerk auf Guinea. Hier betrieben Händler aller seefahrenden Nationen neben dem Handel mit Goldstanb und Elfenbein einen einträglichen Sklavenhandel. So sehen wir auch Brandenburgs Fregatten an diesem Handel sich beteiligen. Als Stützpunkt desselben wurden mehrere Forts, oder nach damaligem Sprach­gebrauch Forteressen angelegt, Groß-Friedrichsburg, Accada, Taccrama und Taccarary an der Goldküste und das Kastell Arguin beim Cap Blanco.

a) Groß-Friedrichsburg.

Von besonderem Interesse ist Groß-Friedrichsburg, das erste und größte der dortigen Forts. Von seinem Gründer, dem Major Otto Friedrich von der Groben, habe ich bereits in der Einleitung gesprochen.

Wie Friedrich Wilhelm für seine Zwecke immer die passenden Leute zu finden wußte, so auch hier. Groben war weitgereist und hatte sich im Mittelmeer mit Tüiken und Sarazenen herumgeschlagen; er besaß reiche Kriegserfahrung und umfassende Bildung.

Im Sommer des Jahres 1682 segelte er mit den FregattenChur- printz undMohr*) aus der Elbmiindung, passierte den Pik von Teneriffa, dem er naiverweise eine Höhe von 8 Meilen beimißt, und kam glücklich im Dezember beim Berge Mamfro an der Goldküste an.

Den folgenden Tag so berichtet Grüben in seiner Guineischen Reisebeschreibung**)als den ersten Januarii, Anno 1683, brachte Capitain Voss die große Churfürstl. Brandenburgische Flagge vom Schiffe, die ich mit Paucken und Schallmeyen auffgeholet, mit allen im Gewehr stehencfen Soldaten empfangen, und an einem hohen Flaggen-Stock auff- ziehen lassen, dabey mit 5 scharff-geladenen Stücken das Neue Jahr ge­schossen, denen jedes Schiff mit 5 geantwortet, und ich wieder mit drey bedancket. Und weil Sr. Churf. Durchl. Nähme in aller Welt Groß ist, also nennete ich auch den Berg: Den Großen Friedrichs- Berg.

Das auf ihm errichtete Fort erhielt dementsprechend den Namen G roß-F riedrichsburg.

Der mit den Negerhänptlingen abgeschlossene Kaufvertrag über die Abtretung des Landes wurde durch feierlichen Umtrunk einer Schale Branntwein mit Schießpulver gemischt befestigt. Als besondere Ehrung

*) Der sonst gebräuchliche NameMohrian ist holländisch und bedeutet Mohr.

**) Von Gröbens Guineischer Reisebeschreihung Marienwerder 1694 hat der rührige Inselverlag zu Leipzig 1907 eine auf photochemischem Wege hergestellte Originaltreue Neuausgabe veranstaltet, mit Geleitwort von Dr. Grotewold.