Reliquien und Erinnerungen aus der Zeit der kurbrandenburgischen Marine. 119
erhielten Groeben und der Schiffskapitän des „Churprintz“ ohne Federlesen jeder eine pechschwarze Schöne zur Frau, beide Bräute in dein zarten Alter von neun Jahren.
Die Holländer waren begreiflicher Weise mit der unerwünschten neuen Nachbarschaft wenig zufrieden und hetzten die umwohnenden Negerstämme gegen die Brandenburger auf. Eines guten Tages kamen die Neger zu Tausenden angerückt, unsere Brandenburger lagen am Fieber darnieder, aber ein einziger Kanonenschuß genügte zu der Vertreibung der ungebetenen Gäste, weil — wie Groben schreibt — „die Mohren nichts weniger als das grobe Geschütz vertragen können.“
Leider forderte das Klima bald seine Opfer; auch Groben litt so unter der „Landseuche“, daß er seines jungen Eheglückes wenig froh wurde und schließlich gezwungen war, sich wieder einzuschiffen.
Er besuchte dann noch unser Kamerun. Die Bewohner, die Kame- rones, schildert er als gefährliche Menschenfresser, die nicht allein die Weißen, sondern auch ihre eigenen Toten verspeisen.
Nach allerlei Abenteuern und Fährnissen kehrte er heim nach Berlin, „allwo ich“ — wie Groben schreibt — „Ihro Churfürst]. Durcbl. Relation von meiner Guineischen Gesandtschaft und Schiffahrt abgestattet, so Gott Lob mit meinen Expeditionibus recht contant gewesen und mich nicht allein nach 3 Monat Zeit in Gnaden nacher Preußen dimittiret, sondern auch mit Beschenckung der Hauptmannschafft beyder Aempter, Marienwerder und Riesenburg, allergnädigst regaliret.“
Von hier beteiligte sich Groben noch an dem Feldzug der Republik Venedig zur Eroberung Moreas und starb 1728 als General. In der Domkirche zu Marienwerder befindet sich seine Grabstätte. Sie ist mit prächtigen Relief-Darstellungen der Kriegstaten Groebens geschmückt. Von seinen Nachkommen wurden bei Restaurierung der Grabkapelle zwei Türen gestiftet mit Bronzereliefs, die von einem dortigen Künstler unter Rauchs Beihilfe stammen.
Ueber das Äußere des Forts waren bis vor Kurzem zuverlässige Angaben nicht vorhanden, bis sich etwa anfangs der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts im Kartenarchiv des Generalstabes zu Berlin die Originalpläne vorfanden, deren älteste von der Hand des Erbauers oder richtiger des Vollenders des Forts, des Hauptmanns und späteren Obersten Karl Konstantin von Schnitter*) herrühren.
Danach ist das Werk in den Linien der damals üblichen holländischen Befestigungsweise gehalten, mit weit ausspringenden Bastionen an den vier Ecken, mit Wall und Graben.
*) Das prächtige Grabmal des „Obristen“ befindet sich in der Nikolaikirche zu Berlin, inmitten der Chorseite — ein Wahrzeichen Brandenburgischen Ruhmes. Die Pläne der Forts sind wiedergegeben in „Brandenburg-Preußen auf der Westküste von Afrika“, Berlin 1885.