Heft 
(1912) 20
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Am neuen Schiff schwingt einer hier die Beile,

Der andre, der nach alten Schäden blickt,

Kalfatert dort und stopft das Leck in Eile,

Bald vorn, bald achtern wird das Schiff beschickt.

Hier runden Kuder sich, dort dreht man Seile,

Und Bug- und Besahnsegel wird geflickt.

Das zweite Bild stammt aus dem Jahre 1717 nach einer Zeichnung von Frau A. Werner, Stich von Georg Paul Busch. Ein Originalabdruck befindet sich im Märkischen Museum. Hier ist des Gegenstandes wegen nur die rechte Bildhälfte gegeben. Wir sehen Holzläger am Schiffbauerdamm und eine Schiffbauerei, dahinter auf dem Strom an der Treidelleine die prächtige Lustjacht des ersten Preussenkönigs, die nach Madderstegs Entwurf 1707 in Holland erbaut war. Jenseit der Spree die Dorotheenkirche, die von Schlüter erbaute Loge Royal York, neben deren Garten sich die Berliner kurfürstliche Werft dereinst befand. C. V.

Wiederherstellungsarbeiten im Kloster Chorin. Von Rudolf Schmidt in Eberswalde. Im vergangenen Sommer ist in Chorin eifrig gearbeitet worden; die stillen Wälder, die im Vorjahre den eigenartigen Zauber der Choriner Festspiele mit ihren mehr als 30 000 Besuchern vorbeirauschen sahen, hallten in diesem Sommer wieder vom Hammerscblag des emsigen Arbeiters. Schon im Frühling wurde die Klosterruine abgesperrt, Bauzäune um die ganze Anlage gezogen und durch Aufschrift an allen Eingängen verkündet, daß das Betreten verboten sei.

Bei den eigenartigen Besitzverhältnissen in Chorin (die Klosteranlage gehört halb dem Kultus , halb dem Landwirtschafts-Ministerium) war es nicht leicht, ein Einverständnis zu erzielen. Da darf es als besonders beachtens­wert gelten, daß ein Bewunderer Chorins, und zwar niemand anders als unser Kaiser selbst, rettend und helfend eingriff. Kaiser Wilhelm stellte aus seiner Privatschatulle einen sehr erheblichen Geldbetrag (über 30000 Mark) zur Verfügung, damit derGlanzpunkt des märkischen Ziegelbaues nicht weiterem Verfall entgegenginge.

Was ist nun in Chorin geschehen? Der Besucher wird mancherlei verändert finden, aber er wird diese Veränderungen sicherlich mit freudiger Zustimmung begrüßen.

Am bedenklichsten sah es mit dem Südgiebel am westlichen Kloster­flügel aus, deshalb wurde auch hier zuerst mit der Arbeit begonnen. Und es war höchste Zeit, daß dies geschah, hatte sich doch der Giebel nicht weniger als 40 Zentimeter nach der Seite des Wirtschaftshofes zu geneigt. Mit seinem Einfall mußte eigentlich täglich gerechnet werden. Fragen wir nach dem Grund dieses ungewöhnlichen Vorganges, so müssen wir kurz auf die letzten Ausbessei'ungsarbeiten, die im vorigen und zu Anfang dieses Jahr­hunderts stattfanden, zurückgreifen. Man hatte damals nicht erkannt, daß es falsch war, die ganze Last der Dachkonstruktion den Gewölben aufzuhalsen. Um den Giebel zu halten, beging man den weiteren Fehler, die beiden häßlichen