Heft 
(1912) 20
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Kirchen begnügten sich deshalb mit einem über dem Kreuzfelde sich erhebenden Dachreiter, der übrigens als die älteste Form der Glocken- gehiiuse anzusehen ist. So erblicken wir denn auf dem Kreuzungspunkt der beiden hohen Kirchendächer wieder wie früher einen 14 Meter hohen Dachreiter.

In seiner senkrechten Form, unten über dem Ziegeldach ein Achteck, dessen Haube nach oben zu, stilecht ausläuft, ist er von schöner und vor­nehmer Wirkung. Er besteht aus einem Holzgerüst, das mit Kupferblech belegt wird. In diesen Dachreiter werden wieder die Klosterglocken ein­ziehen, und wie einst, zur Andacht rufen. Die Silhouette des Klosters wird sich von nun ab markanter aus der Landschaft hervorheben.

Es gehört wahrlich das tiefe und warme Interesse eines kunstsinnigen Baumeisters dazu, um solche Wiederherstellungsarbeiten zu leiten und aus­zuführen.

Daß die Regierung eine solche Bauleitung gefunden hat, dafür müssen wir ihr dankbar sein. Wenn Wiederherstellungs- und Ausbesserungsarbeiten solchen Händen anvertraut werden, haben wir nichts für unsere Baudenk­mäler zu befürchten.

Häuser im Dorfe Moor. Von Friedrich Wienecke.

Nr. 1. Das Gemeindehaus in Moor ist ein Fachwerkbau aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Es trägt ein Glockendach, d. h. die Walmen beginnen am Grunde des Daches. Die Abseiten c, c und d, d stammen aus dem 18. Jahr­hundert und dienten als Kammern; die Abseiten d, d sind zu Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen worden. Von den vier Stuben ist nur eine be­wohnt. Die Diele hat zwei große Herde in Kaminform. Der Fußboden der Diele und Kammern besteht aus hartgestampftem Lehm; die Stuben sind gedielt.

Jetzt dient das Haus hauptsächlich als Räucherhaus. Es werden in ihm jährlich die Schinken, Würste und Speckseiten von 300 Schweinen geräuchert. Da dem Hause der Schornstein fehlt, sind sämtliche Balken, Bretter und Schalen schwarz geräuchert.

Nr. 2. Das ehemalige Schulhaus in Moor gehört dem Arbeiter Seehaase und hat seine ursprüngliche Form bis heute bewahrt. Seit etwa 50 Jahren hat das Haus einen Schornstein, und an die Stelle der großen Tür zur Diele a ist die kleinere Haustür i getreten. Das Zimmer b war Schulstube und c der Wohnraum. Der mächtige Feuerherd hat die Form eines Kamins, links ist ein Mauerkessel eingefügt und unter der Feuerung findet sich ein kleiner Hausbackofen, der gewöhnlich zum Aufbewahren des nötigen Brennholzes dient. Die Räume e sind Kammern, f ist der Kuhstall. Welchen Zweck der dunkle Raum h ehemals hatte, konnte ich nicht ermitteln; jetzt ist er Ilolz- stall und Rumpelkammer.

Nr. 3. Das Haus gehört dem Tagelöhner Franke; es war ursprünglich ohne Schornstein; jetzt ist ein solcher gebaut worden. Das Haus hat eine Diele f, von der die Küche c abgenommen ist. Der Herd ist verschwunden, dafür ist die Kochmaschine « gesetzt worden. Die große Tür zur Diele h ist erhalten geblieben; die Haustür i führt gleich in die Küche. Der Raum g ist Viehstall; die Räume b sind Kammern; diese drei liegen in der Abseite c.