Heft 
(1912) 20
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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diente das eigentliche Refektorium und der sich daneben hinziehende über­wölbte Raum (Teile des ehemaligen Kreuzganges) als Gefängnis. Zu unserer großen Freude sehen wir jetzt einen Teil dieses südlichen Kreuzganges wieder bloßgelegt. Die Gewölbeanfänger sind ersetzt und die späteren Aus­brüche in der Zwischenwand (zwischen Refektorium und Kreuzgang) ent­sprechend mit alten Steinen wieder geschlossen worden. Die Blenden in den Spitzbogen wurden herausgenommen und die häßlichen Strebepfeiler, die vor 30 Jahren, wohl zu der Zeit, wo das Fenster-Maßwerk am Kirchen­schiff erneuert worden war, wieder abgebrochen und in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt, so daß die Fremdkörper nun glücklicherweise alle verschwunden sind. Nicht unerwähnt mag bleiben, daß man damals die neugelieferten Steine künstlich gefärbt hatte; durch die sich mit der Zeit herausgebildete Salpetersäure war die Färbung verschwunden und hatte dem Ganzen ein unansehnliches Aussehen aufgedrückt. Auch diesem Mangel ist jetzt durch Verwendung alter Steine abgeholfen worden. Wenn jetzt der Besucher den Klosterhof betritt, so wird sein Blick unwillkürlich auf diesen schönen Kreuzgang fallen. Nur eins wird er bedauern, daß der ganze Kreuzgang rund um den Klosterhof nicht vollständig wieder her­gestellt worden ist. Von welcher unbeschreiblichen Wirkung mag er ge­wesen sein, als durch die farbigen Fenster noch das gedämpfte Licht auf die stille Stätte fiel!

Auch an dem Hervorragendsten und Schönsten des ganzen Klosters, dem herrlichen Westgiebel, gab es mancherlei zu tun. Die Fugen wurden ausgebessert; die zerfallenen Türmchen ausgefugt und die Krabben, soweit sie mit altem Material zu ersetzen waren, wieder hinaufgebracht.

Den herrlichen Giebel kann man jetzt wieder in seiner vollen Schön­heit betrachten, denn es ist gelungen, die Verwaltung zu bewegen, das störende Strauchwerk wegzunehmen und eine breite Vorflucht herzustellen. Die Wirkung, namentlich, wenn man den Giebel vom Forstdenkmal aus betrachtet, ist überwältigend; je näher man kommt, je majestätischer wirkt die Anlage.

Der letzte Teil der Wiederherstellungsarbeiten galt dem Dach des Hauptschiffes, dessen völlige Veränderung dem Chorinbesucher wohl am aller­ersten auffallen wird. Das vor vielen Jahren aufgelegte Ziegeldach war sehr der Ausbesserung bedürftig. Aber man ist weiter gegangen und hat der Kirche ein ganz neues Dach gegeben, aber ein Dach, das die ursprüngliche Form erhalten hat. Diese Form konnte der Beschauer an den Maueransätzen, die in schrägen Linien, hauptsächlich am Westgiebel, deutlich hervortreten, studieren. Es braucht deshalb auch nur angedeutet zu werden, daß das bisherige, vor vielen Jahren aufgelegte Dach falsch wai.

Das neue stolze Dach ist jetzt ein Hauptschmuck der gotischen Kreuz­kirche; daß die Dächer der Kreuzschiffe in den früheren Zustand versetzt, d. h. in gleiche Höhe mit dem Hauptschiff gebracht wurden, läßt die plastische Heraushebung nur noch besser und schöner wirken.

Die Einfachheit der Zisterzienser ließ ihnen bekanntlich die kost­spielige Errichtung von Kirchtürmen als überflüssig erscheinen, und ihre