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Marggraf und Aclmrd.
Unser Scheibler hat bereits in seiner Festschrift- zur Feier <les 25jährigen Bestehens des Vereins für die Bübenzurker-Industne des Deutsehen üeielis*) die Wirksamkeit und die Verdienste der beiden grossen vaterländischen ('hemiker austidirlieli beleuchtet, ln der „Neuen Zeitschrift für Kübenzurker-lmhistrie“ Nr. 22 vom 8. Juni 1S!>2 bracht« 1 Scheihler Abbildungen der hehlen Denkmäler mit beschreibendem le\t. Die Cliehes und eine ( lelegenheitsschrift. welche anlässlich der Umhüllung erschienen, sind uns für die „Bramlenburgia“ treumllichst zwecks Mitbenutzung zur Verfügung gestellt worden.
Andreas Sigismund Marggraf ist am 2. Marz 170!> zu Berlin geJjoren, wo sein Vater Henning (’hristian ilofa|iotlieker uml Assessor des medicinischen Collegiums war. Von diesem zu chemischen uml pharmazeutischen Studien angeleitet, war er fünf dalire Schüler des Professors Neu ma n n hiersei bst. Sodann vervollständigte er\ o» 1721 1 <25
seine Ausbildung zu Frankfurt a. M.. Strassburg und Halle uml durch mineralogische Studien zu Freiberg in Sachsen. Nachdem er im dalire 1728 in die (lesellschaft der Wissenschaften zu Berlin aufgenommen war, wurde er 1744, als diese (lesellschaft eine Neugestaltung unter dem Titel „Akademie der Wissenschaften uml schönen Künste“ erfuhr, der physikalischen Klasse derselben zugeteilt und 17(0 Director dieser Klasse. Das Laboratorium der Akademie war ihm schon 1754 übergeben worden. Fr starb am 7. August 1782.
M arggrat gehört zu den hervorragendsten Chemikern der alteren Zeit und hat sich durch mannigfache Kntdeckungen und Leistungen einen Namen aut wissenschaftlichem (leidet erworben. Bei der chemischen Untersuchung in unserer (legend wachsender Bilanzen, die durch einen süssen (lesclnnack sich auszeiclmen, gelangte er zu seiner grössten uml wichtigsten Fntdeckung. In dem Mangold oder der llunkrlrübe, die bis dahin nur als (lemüse- oder Salatptlanze angehaut war, fand er einen Stoff, der sich von dem aus dein indischen Zuckerrohr gewonnenen Zucker durch nichts zu unterscheiden schien. Seine Fntdeckung ist niedergelegt in einer aus dem Lateinischen ins Französische übertragenen Abhandlung in den „Memoires des Sciences de Berlin“ für das Jahr 1(47 unter dem litel: „Fxperiences ('hymu|iies faites dans Ir desseiu de tiiei un \ eritable sucre de diverses plantes, i|u| croisseiit dans uos contrees.“ In dieser Abhandlung sagt Marggraf unter amlerm: „Der anne Landmann könnte statt des teuren Zuckers oder schlechten Syrups un s( *rn Ptlanzenzucker gebrauchen, wofern er mit Hülfe gewisser Maschinen den Satt auspresste, ihn einigermassen reinigte und ihn schliesslich bis zur Consistenz eines Syrups eindickte. Dieser verdickte Saft würde sicherlich reiner als der gewöhnliche dunkelbraune Zncker-
*) Berlin 1875, Verlag von Feister.