Heft 
(1892) 1
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Marggraf und Achard.

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svrup sein, und vielleicht könnten auch die Rückstände von dem Pressen noch benutzt werden. So bescheiden waren seine Erwartungen noch, in seiner Entdeckung aber lag der Keim der grossartigen Industrie, die seitdem so reichen Gewinn gebracht, umgestaltend auf die Landwirtschaft eingewirkt, ja den landschaftlichen Charakter vieler Gegenden Deutsch­lands vollständig verändert hat. Eine praktische Gestaltung hat Marggraf seiner Entdeckung nicht gegeben, obwohl er ihre Wichtigkeit für die Landwirtschaft weder verkannt noch je aus den Augen verloren hat. Der Ausführer seines Gedankens war Achard, sein Schüler und sein Nachfolger in der Stelle eines Direktors der physikalischen Klasse der Akademie.

Franz Carl Achard ist am 28. April 1753 zu Berlin geboren als Sohn des auch als Mathematiker bekannten Ober-Justizrats und Mitglieds der Akademie der Wissenschaften zu Berlin Francois Achard. Seine ! Ausbildung genoss er in Berlin vornehmlich unter Marggrafs Leitung, j Sei ne schriftstellerische Thätigkeit erstreckte sich, vom Rübenzucker 1 abgesehen, auf viele verschiedene Gegenstände chemischer und physi­kalischer Forschung. Schon frühzeitig wurde er zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaft, nach Marggrafs Tode aber zum Director der physikalisch-mathematischen Klasse derselben ernannt. Er starb am 20. April 1821 im Alter von 69 Jahren.

Achard ist nicht nur Begründer der Rübenzucker-Industrie, sondern ier hat auch zuerst die Wege gewiesen zu einem rationellen Anbau der Zuckerrübe. Seit 1786 beschäftigte er sich auf seinem Gute Kaulsdorf bei Berlin mit Culturversuchen, die den Zweck hatten, Rüben zu erzielen, wie sie zur Zuckergewinnung am geeignetsten waren, und fuhr damit fort auf der später von ihm in Französisch Buchholz erworbenen Be­sitzung. Hand in Hand damit gingen Versuche, die richtige Methode zur Gewinnung des Zuckers aus den Rüben aufzufinden. Von dein Ehrgeiz erfüllt, wie er selbst sagte,aus heisser Liebe für das preussische Vaterland einen neuen Zweig europäischer Industrie zu schaffen, hat er zwei Jahrzehnte hindurch, unbeirrt durch Enttäuschung, Missgeschick und Spott für diese Idee gekämpft und gearbeitet und hat ihr sein ganzes Vermögen aufgeopfert. Zu Anfang des Jahres 1799 bewarb er sich durch lmmediat-Vorstellung bei Friedrich Wilhelm HL darum, ihm ein Privilegium exclusivum auf zehn Jahre zu dieser einländischen Zucker-Fabrikation allergnädigst zu bewilligen und ihn durch Schenkung eines Gutes von hinreichendem Umfang, dessen Boden sich für den Rübenbau qualilicire, in den Stand zu setzen, diese Enterprise auszuführen. Das erbetene Privilegium ist ihm zwar mit Rücksicht auf die bestehenden Ziiokerraflinerien nicht erteilt worden, doch hat seitdem die Regierung seinen Bestrebungen ihre Aufmerksamkeit zugewandt. Eine königliche Belohnung für den Fall der Bestätigung seiner Erfindung wurde ihm