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Marggraf und Achard.
verheissen und ausserdem das General-Direktorium durch Kabinetsordre beauftragt, die Richtigkeit seiner Angaben und die Ausführbarkeit der Zuckerfabrikation aus Runkelrüben genau zu prüfen. Diese Kommission, bestehend aus den Geheimen Finanzräten Gerhard, Borgstade, von Schütz, Eichmann und dem Obersanitätsrat Klaproth liat dann zwei Jahre hintereinander auf Grund der von ihm in Berlin angestellten Versuche sein Verfahren geprüft und ist zu einem für ihn günstigen Ergebnis gelangt. Eine weitere Unterstützung ward ihm dadurch zu teil, dass er durch einen vom Könige ihm gewährten Vorschuss von 50,000 Thalern in Stand gesetzt wurde, «las im Wohlauer Kreis der Provinz Schlesien belegene Gut Cunern zu erwerben. Auf einer dort von ihm erbauten Fabrik hat er seine Versuche fortgesetzt, bis die schweren Kriegszeiten, die über das Vaterland kamen, Missgeschick, Alter und Krankheit seiner praktischen Thätigkeit ein Ende machten. Literarisch thätig geblieben ist er bis zu seinem Tode. Er selbst hat die von ihm geschaffene Industrie nicht mehr erblühen sehen. Erst nach seinem Tode ist die von ihm gestreute Saat aufgegangen und empor- gediehen und hat reiche Frucht getragen. Er war ein lauterer Charakter, erfüllt von reinster Taterlandsliebe. Erst in neuerer Zeit ist es bekannt geworden, dass ihm von Seiten Englands, das um seinen Kolonial-Zucker- handel besorgt wurde, zuerst 50,000, darauf 200,000 Thaler geboten worden sind, falls er in einer Schrift erklärte, dass er in den an seine Entdeckung geknüpften Erwartungen sich getäuscht gesehen habe und zu der Ueberzeugung gelangt sei, dass der Rohrzucker nie durch den Rübenzucker ersetzt werden könne. Durch dergleichen Anfechtungen hat er sich nie verleiten lassen, zum Verräther an seiner guten .Sache zu werden.
An dem noch heut der K. Akademie der Wissenschaften gehörigen Hause, Dorotheenstrasse 10, in welchem Marggraf um! Achard gewirkt haben, sind zwei Büsten und Gedenktafeln aus Bronzeguss am 8. Juni 1892 angebracht worden. Die Ausführung der Büsten hat der Bildhauer Ferdinand Lepcke besorgt; Eigentum und Pflege der schönen Erinnerungszeichen ist von der Akademie übernommen worden. Von einer öffentlichen Enthüllungsfeier ist mit Rücksicht auf den inzwischen erfolgten Tod des ausgezeichneten Chemikers A. W. von Hofmann Abstand genommen worden.
In demselben Hause wirkten noch andere verdienstliche Chemiker als Klaproth, Mitscherlich und der genannte Hofmann. Möchten ähnliche Gedenk- und Erinnerungszeichen an demselben Gebäude recht bald auch diesen Leuchten der Wissenschaft gewidmet werden.
Berlin am Todestage A. S. Marggraf s.
Ernst Friedei,
Ausschussmitglied ffir die Denkmäler Marggraf s und Achard'*.