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Husitisclies.
Husitischos.
Von Dr. Max Goerlitzer ist kürzlich der 2. Teil «Irr interessanten Abhandlung: „Der husitischc Einfall in die Mark im Jahre 1132 und die „Husitenschlacht“ bei Bernau" als wissenschaftliche Beilage zum Jahres bericht der Luiscnsclmle in Berlin, Ostern 1*9? erschienen. Im Programm von 1891 hat G. den Versuch des Nachweises unternommen, dass die Husiten bei ihrem Zuge nach der Mark im Jahre 1-132, der bisherigen Annahme entgegen, sich auf dem rechten Oderufer abwärts bewegt haben müssen.
„Als die mehrfach wiederholten SturmlHufe der liusiten von den wackeren Bcrnauer Bürgern heldenmütig zurückgesehlngon waren. gaben die ersteren jeden weiteren Versuch auf. >So scheinen denn die Husiten unverzüglich, wahrscheinlich noch am selben Tage, den UUekzng angetroten zu haben. Wahrscheinlich nahmen sie dabei sogar ihre Verwundeten mit sich, denn an eine Verfolgung konnten die Bcrnauer unmöglich denken.“ Von einer eigentlichen Schlucht am Mittwoch, den 23. April 1112 :Scllo gebe willkürlich Dienstag, den 22. an) könne keine Rede sein. Die Abhandlung geht überhaupt mit Sello's Aufsatz: „Die KinfHlie der Husiten in die Mark und ihre Darstellung in der märkischen Geschichtsschreibung* ■:Zeitschrift ftif preuss. Geschichte und Landeskunde 1*82) scharf iu’s Gericht und bemüht sich, ihm zahllose Unrichtigkeiten und Willkür nachzuweisen. Da Sello eine besonders streitbar angelegte Natur ist und die Ecclesia militans in der Historiographie zu vertreten liebt, wird er eine Antwort auf diese Angriffe mutmasslich nicht schuldig bleiben.
Es sei mir gestattet, hierbei auf den Hus-Kultus hinzuweisen, der in der alten Konzilsstadt, in welcher ich einmal wieder ein paar Tuge verweilen darf, von czechischer Seite getrieben wird. Die doch vorwiegend streng katholische Bevölkerung zeigt sich diesem „ketzerischen", beiläufig sich auch etwas deutschfeindlich zuspitzenden Kultus gegenüber ungemein verständig und tolerant.
Das Haus in der Ilusen-Strasse. in welchem der böhmische Vorrefor- mator gelangen wurde, ist mit einer czechisehen Inschrift ausgezeichnet. Tritt man durch das Schnetzthor von aussen in die Paulus - Gasse. die jetzt in „Husen - Gasse“ umgetault ist, so erblickt man gleich links die Herberge des böhmischen Märtyrers. Diesem zum Hohn hat man im Jahre ltlü sein nach links bückendes Brustbild in Relief eingemauert und darunter in gotischen Buchstaben folgende Spottverse gesetzt:
We mir armen tropf
Hier nahm man mich beim schöpf
Hierher ich entrunnen war
Bin doch nit kommen durch die g'far.
Rechts davon haben (.'zechen ein nach rechts blickendes bronzenes Reliet- Brustbild des Glaubenszeugen angebracht und daneben, links in czechischer.