Heft 
(1892) 1
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Bericht über die Wanderfahrt nach dem Tegeler See etc.

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Sie erinnern stark an jene anderen, bei Urbarmachen des Oderbruchs gefallenen Königsworte: Lieber Menschen als Wildschweine. Eine prak­tische Anwendung obiger Sentenz auf sein Sanssouci würde übrigens schwerlich nach dem Geschmack des Monarchen gewesen sein.

Im Laufe der Zeit gewannen andere Ansichten hinsichtlich Scharfen­bergs die Oberhand über die rein forstlichen. Es waren noch die guten ZeittMi unbeschränkter königlicher Freigebigkeit, gnädigst bewilligter Haugelder u. dergl. mehr. König Friedrich schenkte , tun sie, in Kultur zu bringen, die Insel einem gewissen, aus Schwaben hergezogenen, Eich- holtz. Als dmser den von ihm gehegten Erwartungen nicht entsprach, ja den ihm verliehenen Besitz nicht einmal persönlich antreten wollte, wurde sein Eigentum einem Anderen, wie verlautet, gleichfalls einem Süddeutschen, übertragen. Es war dies ein Mann Namens Tre pplin, von dem verlangt ward, er solle den in der Mark so gut wie erloschenen Hopfenbau wieder erneuern. Diesem Kolonisten wird die Erbauung des alten Scharfenberger Wohnhauses, etwa um 1778, zugeschrieben. Das­selbe hat in längst schadhaft gewordenem Zustande mir selbst noch manches Jahr lang als Obdach gedient.

Von Trepplin ist das Gütchen dann an die später so illustre Fa­milie von Humboldt auf Schloss Tegel übergegangen. Diese hielt da­selbst ihr Jungvieh, von zwei Knechten überwacht. Die Kühe und Fersen sollen damals regelmässig über das Haderloch zur Weide nach Baum- werder geschwommen sein. Im Jahre 1825 in andere Hände gelangt, wechselte von nun an Scharfenberg oftmals die Besitzer, bis ich es, nicht, wie behauptet worden ist, am 17. August, sondern faktisch am 7. November 1867 käuflich erstand.

Übernommen ward es von mir in sehr verwahrlostem Zustande. Damals konnte ich mich rühmen, von allen Berliner Hinterwähllern der hinterste und abgelegenste zu sein und ich gefiel mich in der dem ent- sprechenden Gemütsstimmung. Das hat sich seitdem recht sehr geändert. Immer indes noch verdient Scharfenberg das Lob einer der stillsten und einer der grünsten Orte im Umkreise Berlins zu sein. Ich aber blicke mit Genugthuung auf das mir grossenteils hier verflossene Viertel­jahrhundert zurück. ln dieser Einsamkeit habe ich die zufriedensten und wohl auch unabhängigsten Stunden meines späteren Daseins verlebt. Unwandelbare Treue guter Menschen hat mir daselbst, unter oft schwierigen und nicht immer gefahrlosen Umständen, zur Seite gestanden.

Soweit, was in der Eile über Scharfenberg zu berichten war.

Bei einbrechender Dunkelheit verliessen die Pilger, wie es scheint, von dem Erlebten und Gesehenen befriedigt, die nicht ungastliche Insel. Vielleicht haben sie die Überzeugung mit sich übers Wasser genommen, dass Natursinn und echte Liebe zur Heimat und zum Heim immer noch bei den Berlinern eine Stätte finden. Möge dem in alle Zukunft so sein!