Heft 
(1892) 1
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Bericht über die Wanderfahrt nach dein Tegeler See etc.

anheimelnd empfunden, wie traulich es anspricht, sich von der Elite heimischer Flora, die sonst sich nur weithin zerstreut findet, in Be­schlossener Nähe rings umgehen zu selten.

Leider verstattete die vorgerückte Stunde es nicht, über die eigent­lichen Gärten hinaus, das Areal der nahe an 100 Morgen grossen Insel, die zwischen den Hufen parkartig bepflanzt ist, in Augenschein zu nehmen. Die zahlreich vorhandenen, in fast allen unser Klima ertragenden Arten dastehenden Coniferen, die durch mehr als vierzig Speeies repräsen­tierten Eichen, vielfacher Wuchs von Freiland-Bambusen und Yuccas, etwa auch eine vereinzelte Ceder vom Libanon oder vom Atlas oder eine Gruppe von Oypressen des Missisippi alles dies fesselt«* die in den Gängen des Parks verweilenden Garten- und Pflanzenfreunde. Andere werden es dem Hauswirt gedankt haben, sass er ihnen das An­hören eines längeren Kollegs über Botanik ersparte. Allgemeine Auf­merksamkeit erregte ein noch kerngesunder, mehr als hundertjähriger Apfelbaum, in dessen Schatten, der Überlieferung gemäss, Alexander von Humboldt als Knabe seinen oft besuchten Spielplatz gehabt haben soll.

Urnenfunde und Feuersteingerüth, eine Spur von Pfahlresten im Moorboden des Hechtlochs u. a. m. sprechen für die Besiedelung des Orts schon in vorgeschichtlicher Periode. Wie zahlreiche, vom Ptlug blossgelegte Topfscherben beweisen, scheint letztere zur Wendenzeit ihren Höhepunkt gehabt zu haben. Entsprach die Lage und Beschaffenheit der Insel ja doch ganz den zugleich friedlichen und ländlichen Neigungen dieses V olkes. Versprengte Glieder der dem Untergange verfallenen Nation mögen hier noch lange nach der Eroberung durch Deutsche Zu­flucht gefunden und in verschwiegener Stille gewohnt haben, wo Fisch­fang und Vogelwild sie nährte. Nach ihnen wuchs aufs Neue wieder der Urwald auf dem sich selbst zurückgegebenen Inselboden in die Höhe. Kolonien von Reibern und Kormoranen horsteten auf den Riesoneichen oder auf den schlangenartig über die Flut sich beugenden Kieftern. Selten anders, als wenn Kriegsnöte, zur Flucht in die tiefste Einsamkeit zwangen, betraten Einwohner benachbarter Dörfer den verwunschenen Grund. Die wahren zweiten Entdecker Scharfenbergs sind jedenfalls die Berliner Angler gewesen. Deren Sport zu Liebe hat noch in später Zeit mehr als eine Grösse unserer Stadt auf meinem Heuboden genächtigt.

Friedrich der Grosse, auf den man sich beim Geringsten wie beim Grössten aller preussisclmn Dinge stets zurückverwiesen sieht, hat auch für Scharfenberg Sorge getragen. Angezogen von der ungeheuren Grösse hier wachsender Eichen, bestimmte er das damals noch forst­fiskalische Eiland zur Eichenkultur. Ob er später beim Anbau die ihm von einem Mitgliede unseres Vereins in den Mund gelegten Worte:Lieber Menschen als Bäume wirklich gesprochen habe, bleibe dahingestellt.