Heft 
(1892) 1
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Bericht «her die 13. (4. ttffentl.) Sitzung des I. Vereinsjahres.

Her II. Vorsitzende gedenkt hiernächst der Verdienste des um 27. Dezember 1892 auf dem Jerusalemer Kirchhof am Bliieherplatz hier­seihst beerdigten Professors Dr. Paulus Cassel um die vaterländische Forschung. Vorträge über dieselbe hat der Verewigte von eben der Kedner- bühne, auf welcher der Vorsitzende spricht, mehrfach gehalten, l'nter den einzelnen in Broschürenform erschienenen Schriften CassePs hebt der Redner besonders hervor:Berlin, sein Xante und Ruf - , ferner: Hohenzollern. Ursprung und Bedeutung des Namens, sodann: Der Schwan in Sage und Beben undlrou und Isolde, jene wundersame Erzählung aus der altnordischen Wilkina- und Niflunga- Sage, die von Irung, Jarl von Brandenburg, und seiner schönen Isolde handelt, als das edle Geschlecht der Ilarlunger in der Gegend des jetzigen Marienberges hauste, eine Erinnerung an die allerletzte Zeit germanischer Herrschaft in unserer Gegend vor dem Einbruch der Slavcn.

Der II. Vorsitzende spricht alsdann über:

Otto mit dem Pfeil im Märkischen Biede. Zu den an­ziehendsten unter den vielen ritterlichen Ilerrschergestalten aus dem brandenburgisch - ballenstädtischen Hause gehört der Markgraf zeit­weilig auch Kurfürst und Erzkämmerer Otto IV. mit dem Pfeil (12(i(i bis 1808). Uns schwebt er in dem anziehenden Bilde der jetzt in Heidel­berg verwahrten, sogenannten Manesseschen Biedersammlung vor, wie er auf einer Polsterbank sitzt, daneben sein treues Weil» Heilwig von Holstein, das ihn aus der Haft des Bischofs von Magdeburg befreit«*. Zwischen ihnen ruht ein Schachbrett, dessen Spiel so steht, dass die Gemahlin den Fürsten in die Enge treibt.*) Als Minnesänger ist er uns auch bekannt; da mochte er wohl dichten:

Ilei, hcrrc Got, durch dine guctc, ruoche der minncklichen pflegen.

Mit steten triuwen si behuete unt sende ir dinen suezen segen.

Das hat si verschuldet gar wol gegen al der weit gemeine: ei, herre Got, nim ir war!

Der Meisner singt von ihm:

Ein sterker unde ouch ein rise relites gelouben.

Sus strebet nöch höher wirdikeit

sin herze unde ouch sin muot unde alle sine sinne,

*) Vgl. von der Hagen:Die Brandenburger Markgrafen «les Askanischcn Stammes als Dichter und von gleichzeitigen Dichtem besungen und Löscner:Beschreibung des Kastens zu Neu-Angermünde, aus welchem Otto IV. i. .T. 1278 das Geld nahm, um sich aus der Gefangenschaft, worin ihn die Magdeburger hielten, zu lösen. Mark. Forschungen, I. 1S41. S. i)4 ilg u S. 201 Hg.