Bericht über die l:i. (4. öffentl.) Sitzung des I. Vereinsjahres.
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er trahtet, beide, naht unt tak,
wie er mit heldes werken erc unde lob gewinne:
von Hrandcnburk markgiAve Otte,
inarkgrAfen .lohannes sun, der ist so eien riciie,
daz ich in zuo der tugenden brunnen
wol mit ereil gcliehe.
Von Bischof (Süntlier von Magdeburg 1278 bei Frose gefangen und in einen hölzernen Kiitig ges|ierrt, weil er gedroht, die Pferde im Magdeburger Dom füttern zu lassen, wird Otto mit 4000 Mark Silbers, einem Schatz freigekauft, welchen Markgraf Johann I. dem getreuen Rat Johann von Buch in einer Truhe zn Angermünde bis für die grösste Not verwahren hiess. Nach der Auslösung macht er sich über den Bisclmf lustig, dass er ihn so billig freigebe; einen Markgrafen von Brandenburg hätte der Bischof zu Rosse und die Ranze aufrecht, mit Dohle bedecken lassen müssen. 1279 treibt ihn sein Wagemut von Neuem zum Kampf gegen die Magdeburger, bei Stassfurt an der Bode schiesst man ihm einen Pfeil in das Haupt, den er, dank der Ungeschicklichkeit der Arzte, lange mit sich herum tragen muss, ehe er herausfällt.
Auf die Kaiserwiirde liotft er, da kommt, ihm, nach der Ermordung Alhrceht I. Heinrich VIR von Riitzellmrg zuvor. Kinderlos stirbt er und ruht im Kloster Chorin begraben.
Die letzten drei Jahre bringen uns nun ebenso viele dichterische Verherrlichungen des nicht minder geistvollen wie weitblickenden und heldenmütigen Fürsten.
M. Quednow: „Markgraf Otto mit dem Pfeile. Poetische Erzählungen“ (Gotha, 1891) schildert vornehmlich den kriegerischen Markgrafen.
In ein längeres Gedicht. „Mönch Hermann von Lehnin. Ein märkischer Sang von M. v. Buch“, im NIX. Jahrgang der Zeitschrift „Bär“ vom Jahr 1892 ins laufende Jahr sich hineinziehend, sind die Haupt-Episoden aus «lern vielbewegten Reben des Askaniers geschickt und mit Geschmack eingeflochten.
Fritz Eichberg: „Markgraf Otto der Minnesänger. Ein vaterländisches Gedicht“ (Berlin, W. F. Fontane & Co. 1893) betont den lyrischen Zug der sich um das Haupt des Gefeierten windenden Sagen, ohne das heroische Element bei Seite zu schieben. Auch diese Dichtung, welche die vorgenannten in der Auffassung des Helden überragt, wird dem letzteren neue Verehrer, namentlich im Frauenkreise, gewinnen, dem Helden, von dem Eichberg sagt:
„Dem Fürsten will ich singen, 'der einst in Leid und Lust
Mit seiner Leyer Klingen bewegt die Mensclienbrust.
Er sang mit edlem Sinne, er stritt mit starker Hand;
Die Harfe galt der Minne, das Schwert dem Vaterland.“
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