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Briefkasten.
sich aber gern bediente — die Tagelöhner und das Gesinde fast aus- schliesslich und sie zum Teil heute noch —, nunn von der Familie oder etwas zu derselben Gehörigem, Personen oder Sachen, die Rede war. In dem Dörfchen Altwustrow hatten sämtliche Besitzerfamilien, mit Ausnahme der des Lehnschulzen, die man nach ihrem Amt Schulten oder Schulte-Köppens nannte, solcher populären Beinamen. Sie lauteten: Schwartten, Naaken, Biess, Knehl, Bahnemann, Voss, Willen, Hahnen, Meess, Bruss, Funken. Diese Namen dienten nicht etwa dazu, eine Familie von einer anderen gleichen Namens zu unterscheiden, doch haben sie sich in letzterem Falle bis heute in voller Kraft erhalten, oder man setzt sie wenigstens vor den eigentlichen Familiennamen. Eigentümlich dabei, und ein Zeichen dafür, wie fest diese Beinamen an der betreffenden Familie resp. Wirtschaft hafteten, war die Erscheinung, dass der eine Besitzer populilr Willen hiess, seine Frau jedoch Bahnemanns Mutter, weil sie ihrem Mann durch die Heirat die Bahnemannsche Wirtschaft eingebracht hatte. — In den neueren, den Kolonistendörfern, fehlen solche Namen.
Ist über den Ursprung dieser Beinamen etwas bekannt?
O. Matzdorff, Thorn.
Briefkasten.
(Anonyme Zuschriften bleiben unberücksichtigt.)
Frl. E. M. Ob der Name Simson’s-Brücke in Berlin verliehen gewesen? — Nein. Die zur Verbindung von Berlin mit der Spandauer Vorstadt angelegte Holzbrücke über den Zwirngraben hiess anfänglich Neue Friedrichsbrücke. 1790-92 baute L anghans die vor 3 Jahren abgetragene steinerne Herkules-Brücke, auf welcher die 2 Gruppen, Herkules im Kampf mit dem Centauren Nessus und mit dem Nemäischen Löwen, und die 4 Sphinxe standen, welche jetzt die neue Herkules-Brücke zwischen dem Lützower Ufer und der Friedrich Wilhelms-Strasse schmücken. Da nun dem Volk aus der Schule und Kirche die Figur des Löwenbezwingers Siinson viel geläufiger als die des erwähnten altklassischen Löwenbezwingers ist, so wurde die alte Herkules-Brücke fälschlich häufig Simsons-Brüeke genannt. Selbst ein so kundiger Schriftsteller wie Louis Schneider spricht in seinem „Bösen Blick“, Teil IV. Berlin i. J. 1838 (2. Aufl. 1871. S. 183) irrtümlich von „der jetzigen Simsons-Brücke“. Der Name „Herkules- Brücke“ war an dem Bauwerk auf jeder Seite angeschlagen.
E. Friedel.
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