Bericht über die Versammlungen im Bürgersaale des Rathauses.
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Es würde jedoch auf einem zwar interessanten, aber für die gebotene Zeit zu weitem Umwege zu unserm Ziele führen, wollte ich hierauf näher eingehen. Nur so viel mag angeführt werden, dass, nachdem man bereits zu einer richtigen Darstellungsweise eines Kartenbildes mit allen kartographischen Details: Ortschaften, Wegen, Flüssen etc. gelangt war, dasselbe also aus der Vogelperspektive mit unendlich vielen Standpunkten, auf welche Art allein ein richtiger Grundriss erzielt wird, herstellte, dass man in solche richtige Grundrisskarte die Gebirge nach der sog. Kavalier-Perspektive, d. h. mehr oder weniger im Profil einzeiclmete, wie dieses aus Karten des 17. und 18. Jahrhunderts ersichtlich ist. Jedoch bereits Ende des vorigen Jahrhunderts tauchte die sog. Beleuchtungstheorie auf, welche in vervollkominneter Weise noch heute in Gebrauch ist. Das Verdienst, diese für die Entwickelung der Kartographie so bedeutsame Manier der Bergzeichnuug in klarer, systematischer Weise begründet zu haben, gebührt einem Manne, den wir eigentlich einen Brandenburger nennen dürfen; denn Johann Georg Lehmann, so ist sein Name, wurde im Jahre 1762 in der bei Baruth gelegenen, noch heute existierenden Johannismühle geboren, einer Gegend also, die heute zur Provinz Brandenburg gehört, damals aber kursächsisch war.
Nach einer unter Mehlstaub und Dürftigkeit verlebten Jugend wurde er eines Tages von sächsischen Weibern nach Dresden entführt, wo er nach einer ehrenvollen Laufbahn im Jahre 1811 als Major und Oberaufseher der Königl. Plankammer starb. Seine Theorie des Bergzeichnens, die heute in allen Kulturstaaten eingeführt und wohl schwerlich noch zu verbessern ist, beruht auf dem Grundsatz, dass jeder Punkt aus seinem Zenith, d. h. senkrecht von oben beleuchtet werde. Aus diesem Grundsätze entwickelte Lehmann in ganz systematischer Weise seine Schattierungsmanier mittelst Schraffur-Linien, sog. Bergstrichen, welche bei den steilsten Abhängen, d. h. 45» (darüber hinaus sind unersteigbare Felswände) am dichtesten, 9:1, bei 5» am schwächsten, 1:9, gezeichnet werden, während die Ebenen ganz leer bleiben.
So klar und fest begründet nun dieses allgemein gebräuchliche und z. B. auf den sög. Generalstabskarten 1: 100OOü (Karte des deutschen Keiches) angewandte System auch ist, so bietet es jedoch nicht nur grosse Schwierigkeiten, die einzelnen Böschungen richtig abzuschätzen, sondern leidet besonders an dem Mangel, die absoluten Höhen nicht direkt ablesen zu können. Wir sehen also, dass auch in dieser schönen Methode Unvollkommenes liegt, und wenn andere Systeme, deren Erwähnung zu weit führen würde, diesem Mangel abhelfen, so büssen sie dafür einen anderen Vorteil ein.
Aus diesem Grunde behält neben allen Systemen, Bergeshöhen im Grundriss darzustellen, stets das Profil seinen eignen Wert, von dem
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