Issue 
(1894) 3
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Bericht über die 10. Hauptversammlung der Niederlausitzer Gesellschaft etc. 135

werden u. a. zwei Kelche, ein gotischer und ein spätgotischer, auf bewahrt. Auch wurde in der Sakristei die Förster Schützenkette gezeigt, deren älteste silberne Schauglieder aus der Mitte des 16. Jahrhunderts datiert sind. Unter der Kirche befindet sich die Gruft des Ministers Graf Brühl. Um 10 Uhr leitete Prof. Jentsch die Versammlung mit einer Ansprache ein, in der er auf die Thätigkeit und auf die Erfolge der Gesellschaft hinwies. In der Begrüssung der Versammlung seitens des Bürgermeisters von Forst teilte derselbe mit, dass der Magistrat, durch die Gesellschaft angeregt, mit der Bearbeitung einer Übersicht des Stadtarchivs beschäftigt sei. Pastor Böttcher - Nieder Jeser, der bei der Fahrt nach Zauchel den Führer gemacht hatte, sprach überVor­geschichtliche Ansiedelungen im Kreise Sorau. Nach den Zählungen des Vortragenden sind aus dem Kreise Sorau bekannt: 150 Urnenfelder und 14 Burgwälle und an Fundstücken: 500 Steinwaften, 3000 Bronzegegenstände, 60000 Thongefässe, 12 goldene Zierplättchen und Fingerringe, 150 Perlen und andere Zierstücke von Glas oder Schmelz. Von den Funden kamen einige recht interessante zur Vorlage. So Bronze-Hals- und Arm-Ringe von Ögeln, Bummeltitz Datten, Beitsch und Sommerfeld; vom Zaucheler Urnenfeld: 1 gewundener Arm­ring, 2 Armspiralen, 2 Speerspitzen, Nadeln, Celte; als Unicum kann wohl eine kleine zweihenkelige Bronzethränenurne mit spitzem Boden gelten, die eben­falls in Zauchel gefunden ist. Aus Forst kam eine grosse spiralige Schild­heftel mit blattförmigem Bügel zur Vorlage, aus Lübben eine thönerne kober­förmige verzierte Kinderklapper, aus Weissagk Bronzen, aus Lieskau, Kreis Luckau eine kleine Doppelurne (2 Bäuche übereinander), aus Born, Kreis Sorau eine tönnchenförmige kleine Urne. Geheimrat Grempler - Breslau legte eine 4füssige schwarze Urne mit 5 Buckeln vor, die bei Jauer gefunden ist. Vom Referenten wurden Mitteilungen über die beiden grossen Urnenfelder des Kreises Sorau gemacht, von denen mehrere Hundert Gefässe und viele sonstige Fundstücke sich im Märkischen Museum bettnden und dort allein zwei Schränke füllen. Feyerabend - Görlitz sprach über Quellen der prähistorischen Forschung und wies insbesondere nach, wie die bisher ver­suchte etymologische Erklärung von Ortsnamen sich auf ganz falschen Bahnen bewege, weil die betreffenden Forscher die keltische Sprache nicht kennen, welche den meisten alten Flurnamen zu Grunde liege. An der Hand einer Karte der Oberlausitz versuchte Hr. Feyerabend eine ganze Reihe von Namen, wie sie sich in den Flussthälern aneinanderreihen, auf keltischen Ursprung zurückzuführen und eine einleuchtende Erklärung von ihnen zu geben. Möglich, dass hierdurch neue Gesichtspunkte für die Erklärung der Ortsnamen sowohl, wie auch für die vorgeschichtliche Forschung im All­gemeinen gewonnen sind. Zu erwähnen ist noch, dass Herr Teige eine Kopie des Hiddensee- und des Vettersfelder Goldfundes der Gesellschaft geschenkt hat und dass er in seiner galanten Weise bei dem Festmahl die Damen mit einer Heftel beschenkte, deren Bügel dem Fischbeschlag des Vettersfelder Fundes nachgemacht ist.