Bericht über die 9. (5. ausserordentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres. 183
sowie die hohe Täfelung dev Wände. Nach links, auf der Westseite des Hauptgeschosses, die nach dem Königsplatz hin gerichtet ist, bildet die grosse Wandelhalle den Hauptraum, sie entspricht in ihrer Lage den Vorsälen der anderen Seite. Ihr Fussboden ist mit Marmor in verschiedener Farbe ausgelegt. Die Wandelhalle wird in ihrer Mitte unterbrochen durch eine mächtige Kuppel, doch so, dass Brücken die Verbindung der beiden Teile herstellen, wodurch ein Einblick in die Kuppel erreicht wird und zugleich auch ein Überblick über die imposante Ausdehnung der Wandelhalle selber. Die Kuppel ist an den vier Ecken mit Allegorien geschmückt. Neben der einen Hälfte der VVandelbahn liegen alsdann die Erfrischungsräume und neben der anderen die Schreibund Lesesäle. Namentlich der lange Erfrischungssaal ist sehr originell in seiner Deckenmalerei. Das Tonnengewölbe, in das von den Fenstern aus Stichkappen einschneiden, ist in altdeutschem Stile bemalt, aus dem gotisch gehaltenen Blattwerk heben sich in der Mitte die Reichsinsignien und ringsum die Wappen der deutschen Fürsten ab. Auch auf dieser Seite zeichnen sich die Säle durch die vortreffliche Holztechnik der Täfelungen an den Wänden und den Decken aus. Dies gilt ganz besonders von dem runden Ecksaal mit seinen vier prächtigen Holzstatuen. Vorläufig sind die Wände, welche später durch Gemälde verziert werden sollen, mit einer blaugrauen Farbe gestrichen. In der Mitte des ganzen Gebäudes liegt der Sitzungssaal. Auch hier sind die Holzarbeiten vortrefflich ausgeführt, es fehlen nur noch die für die künstlerische Vollendung unentbehrlichen Gemälde. Die Ausdehnung des Saales entspricht genau der des jetzt vom Reichstage in der Leipzigerstrasse benutzten Raumes (27 m Länge, 21 m Tiefe, 13 m Höhe). Diese Verhältnisse haben sich als durchaus zweckmässig erwiesen, doch wird der neue Saal mancherlei Verbesserungen aufweisen, insbesondere hofft man die akustischen Verhältnisse günstiger zu gestalten. Das soll namentlich dadurch erreicht werden, dass die Durchbildung des Saales ganz in Holz erfolgt. Das sind die wichtigsten Räume. Über ihnen, im Obergeschoss, sind nun eine grosse Zahl von Sälen eingerichtet für die Fraktionen, Ausschüsse, Kommissionen u. s. w. kurz alle die Räumlichkeiten, w r elche ausser dem Sitzungssaal noch das heutige parlamentarische Leben erfordert, sodann aber vor allem die Bibliothek; diese ist nach den neuesten Konstruktionen erbaut. Sie ist ganz aus Eisen, und die Büchergestelle sind nur so hoch dass auch die obersten Bände bequem zur Hand sind. Zu dem Zweck durchziehen Gallerien in etw a 2 m Höhe den ganzen Raum und der Fussboden ist, des nötigen Lichtes wegen, aus dicken Glasplatten gebildet, Die Bibliothek ist schon eingerichtet, sie kann 350 000 Bände fassen. Auch die Kuppel wurde in Augenschein genommen. Sie überspannt das Glasdach des Sitzungssaales. Bis in die Spitze zu der hoch emporragenden Kaiserkrone erreicht das Gebäude eine Höhe von 75 m. Zum