Issue 
(1894) 3
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Kleine Mitteilungen.

dgl. brandenburgische Schaumweine nach Frankreich verführt werden und von dort via Frankfurt am Main ihren Wiedereinzug in Deutsch­land als teuerer französischer Champagner feiern.

15. Herr Ferdinand Meyer legte eine von der Verlags-Aktien­gesellschaftGermania (Stralauerstr. 25) eingegangene Druckschrift Katholisches Leben in der Mark Brandenburg, von E. Riedel, vor. Preis 50 Pf. Der Verfasser behandelt darin die Geschichte des Katho- licismus, seitdem vor nunmehr bald 1000 Jahrendie Glaubensgenossen im Gewände des heiligen Benediktus zum erstenmale das Kreuz in die unwirtlichen Wälder und Sümpfe des Havellandes hineintrugen.

16. Nach dem Schluss der Sitzung fand ein weiteres Beisammensein im Restaurant Grosser Kurfürst statt.

Kleine Mitteilungen.

Ueber die Grössenverhältnisse des von derBrandenburgs am 27 . Oktober besichtigten, am 5 . Dezember 1894 eingeweihten neuen Reichstagsgebäudes bringen die Fachblätter eingehende Angaben. Das königliche Schloss in Berlin ist 200 Meter lang, 120 Meter breit und 33 Meter hoch. Die Höhe der Schlosskuppel betrügt vom Strassenpflaster bis zum Kreuz 78 1e / 2 Meter. Das neue Reichstagsgebäude besitzt ein Länge von 131,80, eine Breite von 88,30 Metern, ungerechnet die Rampen der Ost- und Westseite. Die bebaute Fläche beläuft sich auf rund 12,000 Quadratmeter. Die Höhe des Baues von Oberkante Bürgersteig bis zum Hauptgesims der Fronten beträgt 26,40 Meter, bis zum oberen Haupt- gesims der Thürme 39,68 Meter, bis zur Plattform der Kuppel 58,70 Meter und bis zur Oberkante Kreuz der Krone auf der Laterne 74,70 Meter. Der im Grundriss 35 zu 39 Meter messende steinerne Unterbau der Glashaube über dem Sitzungssaale reicht auf eine Höhe von rund 42 Metern. Das Bau­material zu dem Riesenbau ist aus ganz Deutschland geliefert worden. Der Granit wurde grösstenteils aus dem Fichtelgebirge bezogen, der Sandstein aus Schlesien, Bayern und Lippe. Zum Bau wurden verbraucht 1211 Kubik­meter Granit, 30,583 Kubikmeter Sandstein, 12,354 Kubikmeter gewöhnlicher Kalkstein, 557 Kubikmeter Lesima- und Merlerakalksteine, ausserdem 323 2 / Millionen Ziegelsteine. Der Fussboden-Belag in den Wandelhallen etc. ist aus den Saalburger Marmorwerken bezogen, der Kamin im Kaiser-Salon ist aus Portor-Marmor, im Vorsaale dieses Salons aus Laaser-(Tiroler) Marmor, der grosse Kamin im Bundesrats-Saal aus Marzana-(Istrianer) Kalksteine. Bei dem ganzen Bau mussten Werksteine von ungewöhnlich grossen Ab­messungen beschafft werden. Blöcke von 46 Kubikmeter Inhalt waren nichts Seltenes. Vgl. im Übrigen unsern Bericht S. 182 fig.