lloricht über die 11. (3. öffentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres.
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14. Demnächst hielt Herr Dr. B. Graupe einen Vortrag über „Märkische Oderlandschaften“
und behandelte, unter Vorlegung und Ve rteilung ei nes eigens für heute gefertigten Kärtchens die Strecke von Tschicherzig bis Reitwein. Er verbreitete sich über die mannigfachen Beziehungen, welche zwischen der Geländeform und dem Menschen sich hier ausgebildet haben. So berührte er die Kultur der Rebe zwischen Tschicherzig und Krossen, die Lage der Besitzer in Schidlow, den Bau des neuen Oderspreekanals, die Bedingungen, welche zur Entstehung der Stadt Frankfurt Anlass gegeben haben, die Schlacht bei Kunersdorf u. a. m. Der Vortrag wurde mit grossem Beifall aufgenonimen.
Im Anschluss an die den Weinbau betreffenden Teile des besprochenen Geländes bemerkt Herr Dr. C. Bolle, dass der Anbau der Rebe nicht so sehr vom Klima abhänge als von dem Vorkommen günstiger topographischer Bedingungen. Die Slaven hätten die Rebe nicht an- gehaut, sie sei erst durch die Deutschen eingeführt, und es hätten wohl religiöse Motive mitgespielt. Zur Zeit der Invasion der Deutschen sei das Klima allerdings sehr milde gewesen. Beim Rückgänge hätten eine Menge Ursachen mitgewirkt z. B. der ausserordentlich strenge Winter von 1740, in welchem die Stöcke bis in die Erde hinein erfroren seien, weiter die Einführung der Kartoffel, die Eröffnung neuer Verkehrswege u. a.
Herr E. Friedel fügte dem hinzu, dass der Untergang der Märkischen Wein-Kelterei auch darauf zurückzuführen sei, dass leichter reiner Wein von der Mosel, aus der Pfalz und anderen echten Weinbaudistrikten für ein Billiges zu beziehen sei und dass damit die leichten Landweine von Guben, Senftenberg, Baruth, Grünberg u. s. f. nicht konkurrieren können. Herr von Parpart auf Schloss Teupitz habe ihm mitgeteilt, wie er für seine allerdings zu den besten deutschen Tafeltrauben gehörigen Erzeugnisse in manchen Jahren pro Liter bis zu 1 Mk. 20 Pf. bekomme, während das Liter Wein, wozu 16 Liter Trauben (mit den Stengeln!) gehörten, höchstens ihm mit 60 Pf. bezahlt werde. Darnach sei es ungleich viel lohnender Speise-Trauben zu ziehen, welche in guten Jahren die hier eingeführten von Südtirol, Italien und Ungarn übertreffen. Herr Bolle und Herr Friedel haben auf gemeinschaftlichen Streifzügen in den letzten Jahren diesen Teupitzer weissen Schlosswein, ferner einen rötlichen Wein im Dorf Koschen am Fuss des Koschenberges getrunken, der ohne Zuckerzusatz ganz leidlich schmeckte.
Herr Friedel hat mit Herrn Bolle ferner zusammen im „Paradies" bei Senftenberg dort in einer Schaumweinfabrik fabrizierten Deutschen Sekt getrunken, der ebenfalls trotz seines niedrigen Preises von 2 Mark nicht zu verachten war. Auch Herr Hoffmann regalierte bei der Exkursion am 4. in Gross-Räschen seine Gäste mit Senftenberger Schaumwein, der Beifall fand. Es geht die Rede, dass