Heft 
(1894) 3
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Die neuen Schloss-Bauten in Berlin. Am Tage der Fahnenweihe, am 13. Oktober 1894, wurde in Gegenwart des Kaisers in die Krone des neuen Kuppelbaues auf dem Königlichen Schlosse eine in zierlicher gotischer Schrift ausgeführte, vom Kaiser selbst Unterzeichnete Urkunde eingelassen, die, wie wir nachträglich erfahren, folgenden Wortlaut hat:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden deutscher Kaiser, König von Preussen, urkunden hiermit, dass Wir beschlossen haben, den im Westflügel Unseres Residenzschlosses hiesiger Haupt- und Residenz­stadt belegenen weissen Saal durch einen Umbau zu vergrössern, durch den Anbau einer Galerie zu erweitern und dem Stil des Schlosses ent­sprechend neu auszubauen. Am 19. Oktober des Jahres 1708 legte Unser in Gott ruhender Ahnherr König Friedrich I. den Grundstein zu diesem Schlossflügel, dem sogenanntenneuen Schloss, und führte den stolzen Bau bis unter Dach auf; es war Ihm jedoch nicht vergönnt, den inneren Ausbau Seinen Absichten gemäss herzustellen. König Friedrich Wilhelm IV. nahm diese Aufgabe wieder auf, errichtete den Kuppelbau der Schlosskapelle über dem Portal an der Schlossfreiheit und baute den weissen Saal dem Geschmack seiner Zeit entsprechend aus. Die wachsenden Bedürfnisse der grossen Hoffeste machten Uns den Erweiterungsbau zur Pflicht. Begonnen wurde der Bau am 1. April 1891 und ist bis heute so weit gefördert, dass diese Urkunde in die Krone des auf das neue Dach gesetzten Kuppelaufbaues der Nordwestecke eingefügt werden kann. Möge das Werk weiter guten Fortgang nehmen und dem Schlosse ein würdiger Schmuck werden. Dazu gebe Gott seinen Segen!

Gegeben zu Berlin, am dreizehnten Tage des Monats Oktober im Jahre des Heils Eintausend Achthundert vier und neunzig, Unserer Regierung im siebenten. Wilhelm, R.

Das Koppe-Denkmal zu Berlin, an der Grossen Hamburgerstrasse, unweit der Auguststrasse, befindet sich innerlich in einem so baufälligen Zustande, dass eine schleunige Abhilfe dringend not thut. Am 22. Ok­tober 1894 wurde das Innere des Grabgewölbes vom Unterzeichneten, unter Assistenz des Herrn Stadtbauinspektors Siebeneicher genau untersucht. Das Gewölbe, welches eine Tonnenrundung hatte, ist bei der Erneuerung des Denkmals im Jahre 1855 zur Hälfte beseitigt und die stehen gebliebene Hälfte durch eine Mauer gestützt worden. Diese vermag aber den Gewölbeschub nicht zu halten, infolge dessen hat das Gewölbe bedenkliche Risse erhalten und droht mit Zusammensturz. Es soll nun dasselbe noch mehr verkürzt, eine neue Stützwand aufgeführt und das Innere mit Erde verschüttet werden.

Der Ratsverwandte und Stadthauptmann Koppe ist ein so edler Wohl- thiiter der Stadt Berlin gewesen, dass man sich seine Verdienste immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen muss. Anfänglich wurden die Armenleichen auf dem Georgen- oder auf dem Jakobskirchhof begraben. Als dies die Vor­steher der Georgenkirche, denen beide Gottesäcker gehörten, nicht mehr un­entgeltlich thun wollten, schenkte Koppe als Armen-Deputirter 1705 den zwischen dem Hamburger und Rosenthaler Thor belegenen sandigen Platz

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