Issue 
(1894) 3
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Kleine Mitteilungen.

als Armenfriedhof, der anfänglich mit einem Zaun, dann, um dem Sandflug zu wehren, mit Häusern umbaut wurde. 1708 wurde das Haus in der früheren Hospitalstr. Nr. 59 gebaut, dessen sich die ältesten Berliner noch unter dem Namen des Türmchens erinnern mögen, so im Volksmunde genannt, weil es anfänglich einen kleinen Turm trug. Ursprünglich nur Wohnung des Totengräbers, wurde es seit 1739 ein Armenhaus, dann ein Hospital, in dem 21 alte Frauen und Jungfrauen Wohnung, Heizung, Beleuchtung und täglich 1 Groschen 3 Pfennig Taschengld erhielten.

Bei der Besichtigung am 22. zeigte sich, dass die in dem Halbgewölbe beigesetzten Holzsärge sämmtlich arg vermorscht und die Leichname ver­modert sind, abgesehen von einigen noch erhaltenen Zeugfetzen. Die Zahl der Särge in diesem Halbgewölbe ist kaum mehr festzustellen und mag 810 betragen. Im Hintergründe sind ohne rechte Ordnung mehrere besser er­haltene Särge ersichtlich, die in dem 1855 beseitigten Halbteil gestanden haben und damals, nach Verschüttung desselben, in das noch vorhandene geschilderte Halbteil übergeführt wurden. Die neuen Veränderungen machen es wünschenswert, das Umfassungsgitter mindestens um einen Meter näher an die Hausfront heranzurücken. Das von der Stadt zu Ehren des edlen Wohlthäters aufgeführte Denkmal bleibt selbstverständlich hierdurch nicht nur unversehrt, sondern es gewinnt auch, weil man näher herantreten und die Widmungsinschrift weit leichter lesen kann. Endlich ist für die Strasse der Gewinn ein bedeutender; Damm und Bürgersteig werden breiter, und der jetzt eisbockartige Vorsprung, welcher den seit Durchlegung der Acker­strasse sehr lebendig gewordenen Verkehr hier empfindlich einschränkt, ver­schwindet in der Hauptsache. E. Friedel.

Das neue Denkmal für Eilhard Mitscherlich.

Das hierbei abgebildete Standbild eines, durch seine Arbeiten und Ent­deckungen hervorragenden Gelehrten an der Berliner Universität, des am 7. Januar 1794 zu Neuende in Ostfriesland geborenen, am 28. August 1863 zu Schöneberg bei Berlin gestorbenen Chemikers Eilhard Mitscherlich, ist am 1. Dezember d. J. im Kastanienwäldchen, neben der Stätte seines mehr als 40jährigen Wirkens, mit akademischer Feierlichkeit enthüllt worden. Die vom Bildhauer, Professor Hartzer, geschaffene Bronzefigur wird den Berlinern jenen Mann für alle Zeiten vor Augen führen, dessen wissenschaftliche Ver­dienste ihm die Unsterblichkeit sichern.

Eilhard Mitscherlich bezog, 17 Jahre alt, die Universität Heidelberg, um Philologie und orientalische Sprachen zu studieren. 2 Jahre später, 1813, ging er nach Paris, wo ihm wegen seiner persischen Sprachkenntnisse die Zuteilung zu einer nach Persien abzuordnenden Gesandtschaft in Aussicht stand. Da inzwischen Napoleons Stern erlosch, so verwirklichte sich diese Aussicht nicht. M. begann darauf in Göttingen das Studium der Medizin, nahm aber von vorn herein an der Chemie ein so hohes Interesse, dass er sich bald dieser, damals noch wenig entwickelten Wissenschaft ausschliesslich hingab. 1818 siedelte er nach Berlin über, wo er sich im chemischen Labo­ratorium des als Botaniker mehr bekannten Professors Link weiter ausbiidete.