Bücherschau.
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Braunkohlengebirge hinübergeschoben war. Diese neue Thatsache, welche die Bestätigung einer von Berendt schon 1883 ausgesprochenen Ansicht liefert, wirft ein ganz neues Licht auf den Umfang des Druckes, welchen das Inlandeis an seinem Rande auszuüben vermochte und wird das Interesse für die Glazialgeologie nicht unerheblich steigern. Zache.
Zoellner, Alf re d, Bürgermeister von Havelberg und Oberstlieutenant a. D., Chronik der Stadt Havelberg. Geschichte der Stadt, des Domes und des Bistums Havelberg. Topographie und Verwaltung der Stadt mit besonderer Berücksichtigung der letzten zehn Jahre. Herausgegeben zum Besten des in H. zu errichtenden Feierabendheims „Auguste Viktoria-Stift“. 2 Bde. gr. 8. Rathenow 1894.
Nächst dem Bistum Brandenburg ist für unsere Provinz kein anderes so wichtig als Havelberg geworden. Das Bistum Havelberg ist bereits 946, Brandenburg erst 3 Jahre später, 949 gestiftet, beide von Kaiser Otto dem Grossen. Die schweren Schicksale des Christentums in den deutschen Nordmarken teilen beide Bistümer gemeinsam. Als Bischof Otto von Bamberg auf der zweiten Pommern-Missionsfahrt 1128 bei Havelberg vorüberkam, sah er von der Havelhöhe die Flaggen wehen, welche die Bewohner zu Ehren des Gerovit, des wendischen Frühlingsgottes, gehisst hatten. Vom Christentum lebten nur noch geringe Erinnerungen unter der Bevölkerung, wie in Brandenburg behauptete der neue Glaube mit deutscher Herrschaft sich erst seit 1158, seit dem Sturze des „Jakza de Copanik“.
Obwohl Zoellner das inhaltreiche, vom grössten Fleiss zeugende Werk mit Recht hauptsächlich für den praktischen Gebrauch eingerichtet und deshalb die gegenwärtige Verwaltung der alten Havelveste, die zugleich den nachbarlichen Elbstrom beherrscht, überall zunächst zu Grunde gelegt hat, so knüpft er doch durchgängig an das Ortsgeschichtliche an und weiss dies geschickt mit dem Hintergründe der Landesgeschichte und der Heimatkunde zu verweben. Dem hehren, unvergleichlichen Dom ist verdientermassen eine besonders eingehende und liebevolle Beschreibung, die durch einen Grundriss unterstützt wird, gewidmet. Auch der farbige Stadtplan ist eine angenehme Zugabe. Auf dem gesamten Gebiet unserer besondern Heimatskunde wüssten wir aus der letzten Zeit keine erfreulichere Erscheinung als Zoellners Havelberger Chronik anzuführen. Möge dieselbe schon um deswillen, aber auch des edlen Zweckes halber, dem der Ertrag zufiiessen soll, recht weite Verbreitung finden. E. Friedel.
Max von dem Borne +. Am 14. Juni 1894 verstarb auf seinem Familiengut Berneuchen bei Wusterwitz in der Neumark der um unsere engere Heimat vielseitig verdiente Kammerherr Max Gustav Kreuzwendedich*) von dem Borne, geb. zu Berneuchen am 20. Dezember 1826. In der Geschicte der Wiederbelebung unserer deutschen, sonderlich unserer brandenburgischen
*) Der Vorname „Kreuzwendedich“ ist bei den Bornes seit Jahrhunderten üblich. In der Borne’schen Familien-Chronik wird dies ausführlich erläutert.