15. (8. ausserordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
Sonnabend, den 3. Februar 1900, abends 7 */2 Uhr im Sitzungssaale des König!. Museums für Völkerkunde, Königgrätzer Strasse 120.
Tn der 15. (8. ausserordentlichen) Versammlung des VIII. Vereins- jalires, welche sehr zahlreich von Mitgliedern und Gästen besucht war, hielt Dr. Gustav Albrecht einen Vortrag über „Berlin vor 100 Jahren“, in welchem er das Aussehen und die Umgebung der damaligen Residenzstadt und das Leben und Treiben ihrer Bewohner in anschaulicher Weise schilderte. Der Vortrag wurde durch eine grosse Anzahl Lichtbilder illustriert, die nach zeitgenössischen Abbildungen aus den Sammlungen des Märkischen Provinzial-Museums hergestellt waren.
In einer kurzen Einleitung gab der Vortragende einen Rückblick über die Entwicklung Berlins unter Friedrich II. und Friedrich Wilhelm II. und wies darauf hin, dass die Residenz ihren Charakter, den sie um die Wende des 18. Jahrhunderts trug, hauptsächlich dem fridericianischen Zeitalter verdankte, da der grosse König eine Vorliebe für prächtige Bauten besass und nicht nur öffentliche Gebäude, sondern auch Privathäuser auf seine Kosten und nach seinen Angaben erbauen liess. Die Bestrebungen Friedrichs des Grossen um die Verschönerung Berlins setzte sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. in gleichem Masse fort, und viele der noch jetzt erhaltenen Prachtbauten sind in jenen Zeiten entstanden. Berlin hatte bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts den Anfang zn einer vorteilhaften Entwicklung als Haupt- und Residenzstadt von Preussen gemacht, und wenn es sich auch noch nicht mit anderen Hauptstädten des Kontinents messen konnte, so machte es doch einen gefälligen Eindruck auf die fremden Besucher, und fast übereinstimmend wird es von Reisenden als ein ansprechendes Städtchen mit breiten Strassen und freien Plätzen, mit hübschen Spazierwegen und weiten Gärten, und die Bewohner als kunstsinnige, gemütliche und humorvolle Menschen geschildert. In den Vorstädten, besonders nach Osten hin, sah es natürlich weniger prunkvoll aus, hier fand inan kleine unansehnliche